Zum zweiten Mal gibt es im Wiener Odeon ein Wiedersehen mit spannenden Tanz- und Theater-Performances, die manche Interessierte wegen mangelnder Aufführungstermine zur Uraufführungszeit vielleicht gar nicht sehen konnten. Diesmal zeigen Simon Mayer/Art in Motion „Sons of Sissy“, Liquid Loft „Posing Project A. The Art of Wow“ und Christine Gaigg/2nd Nature „Über Tiere“ von Elfriede Jelinek. Die von Liquid Loft und Max Kaufmann initiierte Serie soll regelmäßig stattfinden, um freien Künstler*innen die Möglichkeit eines temporären Repertoire-Betriebs zu ermöglichen.
„Living Positions – Performing Arts Repertoire“ entstand aus der Überlegung heraus, dass „es eine große Publikumsnachfrage für ein solches Format gibt“, wie Chris Haring erzählt. Gemeinsam mit Max Kaufmann, dem Leiter des Odeon-Theaters, entwickelte er das Konzept für eine Art „temporärem Repertoirehaus“. Doch nicht nur das Publikum freut sich über die Gelegenheit, manches wiederzusehen und anderes zum ersten Mal, auch für die Künstler*innen ist das eine gute Gelegenheit, ältere Projekte in einem veränderten historischen Kontext neu zu erarbeiten.
So haben die Initiatoren Tanzinteressierte befragt, woran diese sich erinnern könnten und was sie gern wiedersehen würden, oder was zu schnell von den Bühnen verschwunden sei. Dabei kam eine lange Liste mit Wunschperformances heraus, so Haring. Dann wurden Fragen diskutiert wie „Kann man das heute überhaupt noch zeigen?“ Ältere Arbeiten seien ja in einem anderen Zeitdiskurs entstanden, etwa bezüglich der Themen Körper, Gender oder Diversität. Dies alles gelte es, neu zu kontextualisieren. Und es gebe genügend Stücke, die „immer noch halten und aktuell sind“, so Haring weiters. Diese wären einfach „to good to go“. So soll das Format mindestens einmal jährlich stattfinden.
In der kommenden Serie gibt es nun eine Wiederaufnahme von Simon Mayers 2015 uraufgeführtem, hochenergetischen Gruppenstück „Sons of Sissy“, in dem alpine Volksmusik- und –tänze in dekonstruktiver Weise ihrer sozial-kulturellen Identität entfremdet und neu konstruiert werden (16., 17., 18. März). Nach der Performance am 17. März findet ein „Artist Talk“ statt, und als Rahmenprogramm gibt Simon Mayer einen Workshop am 19. März.
Liquid Loft zeigen das 2007 uraufgeführte Stück „Posing Project A – The Art of Wow“ (23., 24., 25., 26. März), eine Arbeit, in dem die soziale Pose hinterfragt wird. Auch hier kommt dem Sound eine wichtige intermediale Rolle zu. Nach der Performance am 24. März findet ein „Artist Talk“ statt.
Schließlich zeigen Christine Gaigg/2nd Nature „Über Tiere“ von Elfriede Jelinek, uraufgeführt 2005. Die Nobelpreisträgerin verarbeitete dabei von der Zeitschrift „Falter“ veröffentlichte Abhörprotokolle einer kriminell agierenden Escort-Agentur. Gaigg verhandelt Fragen des Körperdiskurses im Kontext von Menschenhandel und kommerzieller Sexualität (30., 31. März, 1., 2. April). Nach der Performance am 31. März gibt es einen Artist Talk.
„Living Positions“. Performing Arts Repertoire im Odeon. 16.März 2023 bis 2. April 2023). Weitere Infos: https://www.odeon-theater.at/living-positions/