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oppenheimMit einer breit gefächerten Retrospektive gedenkt das Wiener Bank Austria-Kunstforum der 1985 verstorbenen Künstlerin Meret Oppenheim. Noch keine 25, war sie schon ein Star. Ihre erste Ausstellung in Paris war ein Erfolg. Das Museum of Modern Art in New York hatte ihre mit Fell überzogene Teetasse, "Frühstück im Pelz" getauft,  gekauft. Man Ray hatte eine ganze Serie von Akten mit ihr als Modell fotografiert. Eine Ikone der Surrealisten an der Seine. Nicht nur Max Ernst war in Meret Oppenheim verliebt.

Die berühmte Pelztasse – „Frühstück im Pelz“ vom Surrealisten André Breton genannt – wird nicht gezeigt, man kennt sie ohnehin. Zum Ausgleich gibt es ein „Eichhörnchen“, einen Bierkrug mit Pelzschwanz – das männliche Gegenstück zum sexuell konnotierten pelzigen Häferl. Dass sie den Surrealisten als ideale Muse und ewig junge Kindfrau galt – „Erotique volée, verschleierte Erotik“, nannte Man Ray seine Aktserie mit der Oppenheim – gefiel ihr nicht lange. Und den Herren in Paris gefiel es nicht wirklich, dass Meret Oppenheim selbst als Künstlerin Karriere machte.

Ihr Werk ist kaum einzuordnen, einen Oppenheim-Stil gibt es nicht. „Von Diskontinuität und Heterogenität geprägt“, sagt Heike Eipeldauer, Kuratorin der immer wieder mit Überraschungen aufwartenden Ausstellung. Themen, die sich im gesamten Œuvre der 1913 in Berlin-Charlottenburg geborenen Arzttochter (die Mutter, Eva Wenger, stammte aus der Schweiz) immer wieder finden, hat Eipeldauer dennoch ausgemacht und nach Schwerpunkten gruppiert. So interessierte sie sich besonders für die „Fassbarkeit des Unbewussten“, offenbar nach einem Besuch bei C. G. Jung, zu dem der Vater das wilde Kind geschickt hatte. Der Psychiater tröstete, das Wilde würde sie sich an der Wirklichkeit schon abstoßen. Er hat sich geirrt.

Was der Künstlerin an Jungs Lehre allerdings gefiel, war die Idee, dass jede Seele weibliche wie männliche Anteile habe. Auch wenn sie den Feministinnen zum Vorbild wurde, weigerte sie sich als „weibliche Künstlerin“ eingestuft zu werden: „Kunst hat keine Geschlechtsmerkmale. Es gibt nur ein Einmaleins ... Große Kunst ist immer männlich-weiblich.“ Und noch eine Einsicht: „Die Sexualität war nicht mein Problem, ich habe mich selbst befreit. [...] Das Problem der Frauen liegt in ihrer Situation innerhalb der Gesellschaft.“

oppenh meretMeret Oppenheim hat sich nicht einschränken lassen, auch wenn ihr vielfältiges Werk mitunter als „beliebig“ unterschätzt worden ist. Sie hat gemalt und geformt, Mode und Schmuck entworfen als Designerin und Kostümbildnerin gearbeitet und natürlich auch gedichtet. Ihrer exhibitionistische Ader, die sie in jungen Jahren in Paris unter den lüsternen Blicken der Herren Surrealisten auslebte, verdankt die Kunstwelt nicht nur zahlreiche Selbstporträts (manche abstrakt verschlüsselt) sondern auch ihren Hang zur Performance. So inszenierte sie 1959 ein Frühlingsfest, bei dem den Gästen das Menü auf dem Körper einer nackten Schönen serviert wurde. Ihr Gesicht war mit Goldbronze bemalt, die Speisen (Langusten mit Mayonnaise, Himbeeren mit Schlagobers und Biskotten) waren auf dem Körper verteilt, leere Stellen wurden mit Blumen bedeckt, der Kopf war mit Rosen und Mimosen gedeckt, daraus quollen bunte kandierte Früchte bis auf die Schultern. Oppenheim hatte die Vorbereitungen für das „Frühlings-Fruchtbarkeits-Ritual“ selbst getroffen und betont danach: „Wir waren drei Paare. Drei Männer und mit der Frau, als Tisch, drei Frauen. Also nicht, die Frau als Lustobjekt für Männer.’“ Die junge Nackte bekamt (nach einer ausgiebigen Dusche) auch das gleiche Menü wie die Gäste. Sie durfte von einem Teller mit Messer und Gabel essen. Ihr Faible für Maskeraden und Theater wird nicht nur in den maskierten Objekten deutlich. Meret Oppenheim liebte es auch, sich selbst zu maskieren, nicht nur zur Faschingszeit während der „Bärner Fasnacht“, an der sie gerne teilgenommen hat. Meret Oppenheim starb kurz nach ihrem 72. Geburtstag 1985 in Basel.

Meret Oppenheim Retrospektive bis 14. Juli im Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010 Wien. Täglich 10–19 Uhr, Freitag bis 21 Uhr.

Ab 16. August ist die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.

Katalog: Heike Eipeldauer, Ingried Brugger, Gereon Sievernich (Hg.), Meret Oppenheim – Retrospektive, Bank Austria Kunstforum und Martin-Gropius-Bau, Berlin, Ostfildern/Ruit 2013. 312 S. € 29,00

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