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japonismus mikadoMit einer freundlich präsentierten und angenehm lehrreichen Ausstellung zeigt das Theatermuseum in Wien auch sein neues Gewand. Das traditionsreiche Museum im Palais Lobkowitz hat sich sanft aus der Umklammerung durch das Kunsthistorische Museum gelöst und steht nun mit neuem Logo, einer eigenständig gestalteten Website und verbesserter CD etwas fester auf eigenen Füßen.

Im Zuge der Japan-Begeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich im Theatermuseum eine präsentable Anzahl an Sammlungsstücken (Bühnenmodelle, Plakate, Programme, Bilder, Bücher und Fotografien) angehäuft. Ein Teil davon lädt nun in den beiden ebenerdigen Räumen zu einem exotisch geprägten Rundgang ein.

Feinst haben die Kuratorin Daniela Franke und die Gestalterin Elisabeth Truxa darauf geachtet, dem alten römischen Gebot von „prodesse et delectare“ (nützen und unterhalten) gerecht zu werden. Delektieren kann man sich an dem Modell einer japanischen Drehbühne, die bei offenem Vorhang als Teil der theatralischen Aufführung ihren Kreis gedreht hat und sehr schnell von europäischen Regisseuren (etwa Max Reinhardt) übernommen worden ist. Wie sehr das Land der aufgehenden Sonne auf europäische Bühnenproduktionen Einfluss genommen hat, erkennt man an der japanischen Figurine aus dem „pantomimischen Divertissement“ von Joseph Hassreiter und Franz Gaul „Die Puppenfee“ oder den parodistischen „Japanischen Grotesken“ der deutschen Tänzerin Valeska Gert (1892–1978). Auch Ruth St. Dennis integrierte, diesmal ernsthaft, japanische Literatur und Mythen in ihre Tanzvorstellungen. Wie sehr der Japonismus (die Begeisterung für Japan) das westliche Theater beeinflusst hat, beweisen Giacomo Puccini mit seiner „Madame Butterfly“ oder das literarisch-musikalische Duo Gilbert und Sullivan mit der 1885 uraufgeführten Operette „Der Mikado“, „An Entirely Original Supernatural Opera“. Die Erstaufführung der bissigen Satire in deutscher Sprache erlebten die Wiener 1886 im Carltheater in der Leopldstadt.

Dokumentiert wird nicht nur die Umsetzung japanischen Theaters auf europäischen (und amerikanischen) Bühnen sondern auch das japanische Theater in seinen vielfältigen Formen selbst. So erfährt man im „nützlichen“ Teil knapp und einprägsam, den gravierenden Unterschied zwischen Nô- und Kabuki-Theater und wie sich die beiden Grundformen japanischer Bühnenkunst im Lauf der Zeit entwickelt und verändert haben.

Der Titel der Ausstellung „Im Rausch der Kirschblüten“ bezieht sich auf den Beginn des Japonismus in Europa, nachdem Japan 1854 nach 200jähriger Isolation dem Westen geöffnet hat. Seine Selbstdarstellung bei den Weltausstellungen und die Reisebeschreibung früher Touristen lösen eine rauschhafte Begeisterung für alles Japanische aus. Die Japanmode – Teekultur, Fächer, japanisches Papier, Kimonos – griff auf alle Bevölkerungskreise zwischen London, Paris und Wien über. Am Theater ist das Fremde mit dem Imaginären verschmolzen und hat die unterschiedlichsten Bühnenwelten hervor gebracht. Und die „Kirschblüten“ sind wie aufgehende Sonne auch heute noch ein Symbol für Japan schlechthin.

„Im Rausch der Kirschblüten – Japonismus auf der Bühne“, bis 3. März 2014 im Theatermuseum, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien. Geöffnet täglich außer Dienstag, 10 bis 18 Uhr.

Ein reichhaltiges Begleitprogramm – von der Einladung zum Kirschblütentee mit Spezialführung bis zur Nô-Theater-Vorführung – ergänzt die stummen Objekte.

Die großartige Ausstellung „Mit diesen meinen zwei Händen. Die Bühnen des Richard Teschner“ mit einem besonderen Kinderprogramm ist noch bis zum 21. April 2014 zu genießen.

Vom 8. bis 17. November 2013 finden im Theatermuseum die Figurentheatertage statt. Mit fünf der aus konservatorischen Gründen nur selten gezeigten Stücken aus dem Figurentheater Richard Teschners und Christoph Bochdansky sowie dem Kabinetttheater als Gäste.

Zur Ausstellung „Im Rausch der Kirschblüten – Japonismus auf der Bühne“ ist im Christian Brandstätter Verlag ein apart gebundener Katalog erschienen.

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