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Rose Breuss versucht das schier Unmögliche

Sichtbare Lieder nach Gedichten von Paul Éluard, Odeon, 31.01.2010

Paul Éluards surrealistische, bilderreiche Gedichte inspirierten die Choreografin Rose Breuss und ihre jungen TänzerInnen, die vom Text hervorgerufenen Eindrücke und Empfindungen in Bewegung umzusetzen. Dabei sind schöne Duos, Trios und Quartette entstanden, die vor allem die Ausrucksfähigkeit und Körperbeherrschung der Tänzerinnen und Tänzer (der im Vorjahr von Rose Breuss und Johannes Randolf in Linz gegründeten Cie. Off Verticality) zeigen.
Die einzelnen Mitwirkenden haben sich intensiv mit den Texten Éluards auseinandergesetzt, rezitieren sie auch, teils in ihrer Muttersprache, und dennoch geht das Konzept nicht auf. Selbst die Trompetenmusik Franz Hautzingers und seines Ensembles kann gemeinsam mit den elektronischen Klängen, die Verbindung zwischen Éluards lyrischen Traumbilder und den Körperbildern der TänzerInnen im Kopf der Zuschauerinnen nur schwer herstellen. Haben doch diese ihre eigenen Assoziationen zu den Wortkaskaden des Dichters oder kennen die Gedichtet (rezitiert nur schwer, in fremder Sprache gar nicht, verständlich) nicht.
Natürlich ist es nicht notwendig, die Texte zu kennen. Dann kann man sich unbeschränkt den meist im Halbdunkel dargebotenen oft verdoppelten oder verdreifachen Bewegungsabläufen hingeben. Spiel der Arme und Beine, Akrobatik des Rumpfes, Ausdruck des Körpers im Raum zu den Kantilenen der Blechbläser. Sensibel und aufmerksam begleitet Hautzinger (dem Bläserensemble gegenüber sitzend, sodass zwischen den Klängen getanzt wird) mit den acht Blechkünstlern das Geschehen auf der Bühne. Viele Gedanken rufen viel Bewegung hervor, doch gegen Ende verliert sich der rote Faden im Unendlichen, ein scheinbar auswegsloses Chaos entsteht, zusammenhanglos, verwirrend und dennoch monoton. Vielleicht waren diese „Sichtbaren Lieder“ für das konzentrierte Fassungsvermögen des mit Éluard nicht wirklich vertrauten Publikums einfach doch ein wenig zu lang!

Das Festival Odeon Tanz wird am 4., 5. und 6. Februar fortgesetzt.
www.odeontanz.at