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Bert Gstettner findet ein tolles Ambiente, hat sich aber mit seiner dreiteiligen Choreografie zuviel vorgenommen

S*Cargo, Kuppelsaal der TU Wien, 09.02.2010

Vor zwanzig Jahren war ein Markenzeichen des Wiener zeitgenössischen Tanzes, dass er vorwiegend in theaterfremden Räumen stattfand - nicht zuletzt aufgrund eines Mangels an Spielstätten, die Tanz in ihr Programm aufnehmen wollten oder konnten. Bert Gstettner blieb dieser Tugend bis heute treu und hat seine letzte Choreografie-Tanz-Musik-Performance „S*Cargo“ im imposanten Kuppelsaal der TU Wien mit seiner einzigartigen Holzkonstruktion realisiert.
Die Teile des dreiteiligen Abends sind nach den musikalischen Titeln benannt und entwickelt
Zu elektroakustischen Kompositionen von Günther Rabl entstand der erste der dreiteiligen Choreografie „R*Roller“. Auf der Diagonale zwischen den Zuschauerreihen befinden sich die TänzerInnen auf der Suche nach etwas Vertrautem, Bekanntem unterwegs. In langsamen Sequenzen bewegen sie sich auf ihrem Korridor, den Blick forschend nach vorne gerichtet, zögern, gehen, drängen, stürzen. Die erhoffte Begegnung findet nicht statt, der (das) Gesuchte wird nicht gefunden. Erst als eine Tänzerin Taschen verteilt, die sich die anderen über den Kopf stülpen finden sie allmählich zu ihrer Ausgangsposition als Gruppe zurück. „R*Roller“ reflektiert eine banale Situation, die sich ins Absurde steigert. Der Ausweg ist, den Kopf in den Sand (Sack) stecken. Dieser Teil des Tryptichons, größtenteils präzise choreografiert, bietet spannende Ansätze, die durch den Kontrast des körperbehinderten Tänzers Michael Turinsky zu den anderen TänzerInnen und den eingeschränkten Aktionsraum unterstrichen werden.
Mit drei Teilen an einem Abend hat sich Bert Gstettner aber einfach zuviel vorgenommen. Die zweite und dritte Choreografie des Abends entstanden zur Musik von Bernard Parmegiani. „D*Orphée“ stellt eine Szene aus dem Orpheus-Mythos dar. Dabei hat Gstettner sein ganzes Augenmerk auf den Orpheus verkörpernden Turinsky gelegt und dabei die anderen TänzerInnen vernachlässigt. Ziemlich unkoordiniert tanzen die Mänaden hier um den Orpheus herum.
Im dritten Teil, „S*Cargo“ stehen verschiedene Objekte, die die TänzerInnen auf und über die Bühne schleppen, im Mittelpunkt. Hier kann von einer ersichtlichen Struktur keine Rede mehr sein. Die Einzelteile fallen auseinander und bleiben wie Strandgut liegen. Und so bleibt das großartige Ambiente stärker in Erinnerung als die Handlungen, die darin stattfanden.

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