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Aszure Barton & Artists gastierten erstmals in Österreich

Busk, Blue Soup, Festspielhaus St. Pölten, 27.02.2010

Sie ist ein heißer Tipp aus New York, besonders seit Michail Baryshnikov sie unter seine Fittiche genommen und seit 2005 regelmäßig in sein Arts Centre als Residenzchoreografin einlädt. Azsure Barton ist auch Residenzchoreografin bei Les Ballets Jazz de Montréal (bei deren Gastspiel in St. Pölten ihre schnelle und witzige Arbeit „Les Chambres de Jacques“ für das Highlight des Abends sorgte) und schuf unter anderen Auftragschoreografien für die Sydney Dance Company, Martha Graham Dance Company, Hubbard Street Dance Chicago und das American Ballet Theatre II. Am Broadway choreografierte sie die „Dreigroschenoper“.
Ihr Erfolg beruht einerseits aus einer Mischung aus Lyrik, sorgloser Leichtigkeit - und manchmal Witz und atemberaubendem Tempo. Andererseits beherrscht die junge Kanadierin, die schon seit ihrer Studentenzeit choreografisch tätig ist, ihr Handwerk. Sie mischt in das Vokabular verschiedener Stile, und der lässige, funky Ton ihrer Choreografien, meist zu einem Weltmusik-Klangteppich, verbirgt komplexe choreografische Muster.
Seit 2002 hat sie auch ihre eigene Compagnie, die nun erstmals in Österreich zu sehen ist und dabei lernte man sie auch von der suchenden Seite kennen. Die Choreografin nennt ihre Gruppe „Aszure Barton & Artists“, ein Indiz für die Suche nach Grenzüberschreitungen?
Im Moment, so scheint es jedenfalls, interessiert sie vor allem die Arbeit mit dem Licht. In „Busk“ sind die TänzerInnen in weiten schwarzen Hosen und Kapuzen-T-Shirts gehüllt, nur die hellen Gesichter und Hände bilden dazu einen starken Kontrast. Lichtdesignerin Nicole Pearce leuchtet die Szenen präzise aus und die Gesichter der „Buskers“ (Straßenkünstler) leuchten aus dem Schwarz heraus. Archaisch, manchmal bedrohlich in der Gruppe, bleiben sie als Individuen in ihrem Outfit versteckt.
Das zweite Stück des Abends, „Blue Soup“, ist eine lose aneinandergefügte Collage aus solistischen und Gruppenszenen. Die TänzerInnen sind in blaue Anzüge gekleidet und Burke Brown tobt sich mit seiner Lichtregie aus - abgegrenzte Räume, Schattenspiele und andere Lichteffekte dominieren das Geschehen und lassen das tänzerische Geschehen oft arg im Dunkeln. Schade, denn die komplexen und dynamischen Tänze wären in aller Deutlichkeit sehenswert. Nun ja, Obskurität ist leider ein Trend auf der zeitgenössischen Tanzbühne, denn (zu)viele Choreografen lassen sich von den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten moderner Bühnenbeleuchtung verführen.
Ein großes Bravo für die ausgezeichneten Tänzer und Tänzerinnen!