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Bodyparkour nennt der Tänzer und Choreograf Àkos Hargitay das Zusammenspiel der Straßenkunst Parkour mit dem zeitgenössischen Tanz. In seinem neuen Stück „Home Parkour“ zeigt die Company Two in One kraftvolle Akrobatik und präzisen Tanz als Kampf gegen Beschränkungen, Enge und alltägliche Hürden. Seo Youn Kim und Sung-hyun Kim turnen, tanzen, klettern, kugeln, fliegen und fallen mit vollem Körpereinsatz.

Das weiße Haus steht auf Rädern und besteht nur aus einem Zimmer. Mehr als ein Tisch und ein Sessel passen nicht hinein. Und doch sollen sich drei Menschen darin zurechtfinden, schlafen, arbeiten, miteinander kommunizieren. Sie kämpfen mit den Objekten und miteinander, fliegen durch das Fenster, verrammeln es mit dem Tisch, gehen die Wände hoch, purzeln durch das offene Dach, sausen durch die Tür wieder herein, gebremst nur vom im Weg stehenden Tisch. Àkos Hargitay gibt als Clown im glitzernden Sakko und widerspenstigem Bowler den Regisseur, bewegt das kleine weiße Haus um die eigene Achse, sodass sie Zuschauer immer neue Aspekte zu sehen bekommen. Zur unaufdringlichen Musik von Gammon (der auch für die Bühne verantwortlich zeichnet) entwickelt sich ein konzentriertes Spiel zwischen dynamischer Zirkusakrobatik, Street Dance, Hip Hop, Parkour und Tanz. Mit voller Hingabe und äußerster Präzision gehen  Seo Youn Kim und Sung-hyun Kim an die Grenzen ihrer körperlichen Möglichkeiten, bis ihnen Choreograf Hargitay kleine Pausen gönnt und damit dem Publikum poetische Momente in surrealistischen Bildern. Im blauen Licht dreht sich das Haus langsam, die Tänzerin im roten T-Shirt schaut versonnen aus dem Fenster, die Musik schmeichelt –man darf kurz träumen. Von Pierrot lunaire, dem Clown des Mondes, von den Hüten des Herrn Magritte und den in verschobener Perspektive gemalten Zimmern des Edward Hopper. Dann ist der Zauber wieder vorbei, die Tänzerin wird zum Objekt, vom Tänzer gehoben und abgestellt, sie wehrt sich und drängt ihn aus dem engen Raum, wie aus Bosheit verstellt der Clown die störenden Möbel, sodass sich das Duo blitzartig neu orientieren muss.

Auch wenn Ákos Hargitay ein striktes Konzept hat, das eine spannende Dramaturgie und die Ahnung einer thematischen Basis sichtbar werden lässt, stehen die Körper von Tänzerin und Tänzer, die Möglichkeiten und Grenzen der Bewegung im Mittelpunkt. Wie sehr die Schranken des üblichen Bewegungsvokabulars ausgereizt und überschritten werden, macht nicht nur die Ausführenden atemlos. Man darf sich an der rasanten Kunst erfreuen und auch unterhalten und feststellen, dass aus der von Hargitay erfundenen Wortkombination „Bodyparkour“ allmählich eine Kunstform wird, die ihren eigenen Gesetzen gehorcht.

Àkos Hargiay / Caompany Two in One: „Home Parkour“, Dschungel Wien 25. Jänner 2012.

Weitere Vorstellungen: 26., 27. Jänner.

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