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sylphide kimotoSeine großartige Leistung als James in der letzten Vorstellung von „La Sylphide“ ließ es bereits ahnen: Masayu Kimoto ist neuer Solotänzer. Unmittelbar nach dem Schlussapplaus wurde er von Ballettdirektor Manuel Legris ernannt. Die Freude des gesamten Ensembles war bis in den Zuschauerraum zu hören. Insgesamt war diese "letzte Sylphide" ein beglückendes Erlebnis. Nicht nur Dirigent Peter Ernst Lassen und das Orchester auch Tänzerinnen und Tänzer zeigten sich mit Schwung und Spielfreude von ihrer besten Seite.

Mit Sprungkraft, sicherer Technik und Bühnenpräsenz gab Kimoto einen überzeugenden James, in bestechendem Kontrast zu den beiden Damen, Maria Yakovleva und Kiyoka Hashimoto. Auch das Ensemble tanzte an diesem Abend nahezu ohne Fehl und Tadel. Halbsolist Marcin Dempc bestand sein Debüt im Pas de Deux des ersten Aktes, angefeuert von seiner spritzigen Kollegin Maria Alati

Kimoto hat schon mit seinem Debüt in der Rolle des untreuen Bräutigams, der am Hochzeitstag seine Effi verlässt, magisch angezogen von der unfassbaren Sylphide, am 5. April überzeugt und bestätigte die Leistung in der letzten Vorstellung des Balletts für dieses Jahr mit Verve. Ihm zur Seite tanzten Yakovleva, als bezauberndes Waldwesen und Kiyoka Hashimoto als Effi. Hashimoto ist eine anschmiegsame, federleichte, anfangs auch glückliche Braut, der nur das wolkenweiße Tütü fehlt, um als Sylphide über die Bühne zu schweben. Doch diese, nahezu körperlos von Yakovleva getanzt, braucht keine Konkurrenz zu scheuen. Lieblich, raffiniert und hingebungsvoll ist Yakovleva ganz in der Rolle der romantischen Figur aufgegangen und erschütterte im Todeskampf mit scheinbar knochenlosen fließenden Bewegungen.

Masayu Kimoto, geboren in Japan, ist seit 2008 Mitglied des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper, 2012 wurde er zum Halbsolisten des Wiener Staatsballetts ernannt. Aufgefallen ist der junge Tänzer bereits in der Hauptrolle (Basil) von Rudolf Nurejews Ballett „Don Quixote“ aber auch in den schwierigen Partien von William Forsythes "The Vertiginous Thrill of Exactitude" und "Skew-Whiff" von Paul Lightfoot und Sol León. In lebhafter Erinnerung ist auch seine Interpretation des vertrackten Solos „Mopey“ von Marco Goecke. Als James hat Kimoto mit Darstellungskraft und hervorragender Technik nicht nur das Publikum sondern auch seinen Chef überzeugt. Am 29. Mai tanzt Masayu Kimoto den Basil in der Serie der „Don Quixote“- Aufführungen.

Filippo Taglioni / Pierre Lacotte: „La Sylphide“, 7. April 2013, Staatsoper.