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deutingerNavaridas & Deutinger versuchen es wiederum auf einem neuen, ganz anderen Weg, doch sind die beiden als Performancegruppe eingespielt und präsent genug, um Aufmerksamkeit zu erlangen – in diesem Fall für "on the other hand" eine Puppen- Sprachchoreografie mit Live-Elektronik bei den (Vor-) Premieren im gut besuchten Tanz & Theaterzentrum Graz.

Es sind zwei bewegliche, ziemlich schräge, lebensgroße Puppen mit denen die Performer Marta Navaridas und Alex Deutinger anhand zweier Stöcke agieren. Vorsichtig einerseits: Angst vor dem Unbekannten ist angeboren, unsensibel und brutal andererseits, denn Fingerspitzengefühl ist mit den Stöcken unmöglich und beim späteren, direkten Agieren mit den Puppen im Kampf längst „verlernt“ und außerdem ohnehin nicht mehr gefragt: Worauf auch Rücksicht nehmen, wenn man die Macht hat? Aber/und „on the other hand“: Auch die am Rande Wartenden, diese Gezeichneten, Geschlagenen (Puppenbau: Anna Hollmann) entwickeln eine Art von Eigenleben, so was wie Macht. Wenn die beiden Performer Sicherheit gewinnen in ihrer grundsätzlich stärkeren Position, die „Pupperln“ zum Spaß reizen, im Spiel nach ihrer Musik (Stephan Sperrlich) tanzen lassen, dann kommt ins Rollen, was auch das Publikum trotz sehenden Auges immer weniger ignorieren kann: der ganz normale Wahnsinn, oder, wie der Untertitel lautet: "The terror of normality and the normality of terror".

In krassem Gegensatz prallen hier Theorie und Realität aufeinander: Verbale Banalität und Heile-Welt-Phrasen (im zwischenmenschlichen Dialog und im Liedtext) wie auch die Musik manipulieren das Denken aller - auf der Bühne wie im Publikum, und übertünchen, verzerren das eigentliche Geschehen: die Oberflächlichkeit und Unfähigkeit zu Beziehung, die Rücksichtslosigkeit und das Gewaltpotential.

Mit Konsequenz setzen die beiden Künstler hier ihre Arbeit am Abbau aller ästhetischen Ansprüche an Bewegung fort: Es wird auf Ursache und Wirkung reduziert, wenn und sobald sich etwas bewegt.

Wie groß dabei die Beeinflussung durch die Umgebung ist wird ebenso wie die Vermischung der Rollen von Aktiven und Passiven gerade durch die „simple“ Story einprägsam demonstriert. Ein spannendes und anregendes Konzept; in dieser Form hält es für ein erstes Mal und für 45 Minuten. Weiteres und Tiefgreifenderes gilt es erst noch zu finden.

Navaridas & Deutinger: "on the other hand" am 24. Oktober (Vorpremiere) im Tanz. & Theaterzentrum Graz. Premier am 6. November im Tanzquartier Wien, weitere Vorstellung: 7. November 2013I

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