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kingwarsDreimal Shakespeare. Ivo van Hove und seine „Toneelgroep Amsterdam“ rollen den wechselnden Königen  Henry V., Henry VI. und Richard III., den roten Teppich aus. „Kings of War“, verbindet  drei Stücke Shakespeares und zeigt Herrscher  im Business-Look in einem „war room“.  Anders als bei van Hoves legendären sechsstündigen  “Römische Tragödien”, 2008 bei den Wiener Festwochen, diesmal fünfstündig, aber mit Durchhängern.

Fernsehtaugliche Hochglanz-Macht-Inszenierung. Der Vater liegt auf dem Sterbebett, schon greift der Sohn nach der Krone, die der Vater, wie er sterbend beichtet, zu Unrecht erwarb. Auch Bilder aus den dunkelsten Ecken des Königspalastes dringen zum Publikum - auf einem Bildschirm in der Bühnenmitte projiziert, erhält man Einblick in die Gänge und Hinterzimmer, wo sich das Sterben oder das Morden  in der wechselvollen Geschichte ereignet. Die Schaltzentrale der Macht ist dem „war room“ Churchills nachempfunden (Bühne Jan Versweyveld). Sie ist Wohn-, Schlaf-, Besprechungs-, Arbeits- und Krönungsraum zugleich. Countertenor Steve Dugardin, die Gruppe BL!NDMAN (brass) und ein DJ sorgen für das musikalische Setting.

Der erste rote Teppich wird dem jugendlichen  Henry V. (Ramsey Nasr), der seinem Land viel Ehre machen wird, ausgerollt. Schnell geht’s danach zum Kriegsgeschäft: In seiner Schlacht zu Sankt Crispin kann er, der Übermacht der Franzosen zum Trotz, wie durch ein Wunder, den Sieg erringen. Die Zuschauer beobachten via Radar-Bildern und Grafiken, nur der betende, mit sich hadernde König und Strategen in der Kriegszentrale sind auf der Bühne zu sehen. Ein „sauberer“, für die Fernsehwelt inszenierter Krieg, wie er heutiger nicht sein könnte. Die Toten bleiben nichts mehr als eine Zahl in der Statistik. Weniger gewandt  als bei der Kriegskunst stellt sich Henry V.  beim Liebeswerben um die französische Königstochter dar. Stammelnd, ohne Fremdsprachen-Kenntnisse, mit ruppigem Charme, erlangt er jedoch auch hier, was er möchte. Kaum verheiratet und Vater eines Sohns, rafft ihn schon die Ruhr dahin und das Kind wird Nachfolger auf dem Thron.

hoveMit  Henry VI. (Eelco Smits) folgt der wunderbar gezeichnete Antiheld des Stücks, er verliert rasch alles, was sein Vater erkämpft hatte. Im seidenen Streifenpyjama in seinem Bett verschanzt, schwitzend und weinend unter seinen Hornbrillen, lässt er sich von anderen - an der Macht vorbei - regieren. Das Haus York erstarkt, das Hauses Lancaster verliert die Krone. Nun beginnt sich ein späterer Richard III. (Hans Kesting), zielstrebig an die Macht zu buckeln. Seine Mittel gehen vorerst über die Bande: Verleumdung und Intrigen. Dann wird es handfester: Statt des Schwerts ist sein Mordwerkzeug  chemischer Natur, mittels Spritze wird Gift in die Venen der Opfer injiziert. Die Leichen säumen die Gänge und Kammern, die hinter der Bühne mittels Projektionen filmisch den Bühnenraum erweitern.

Ivo van Hoves Inszenierung verliert nach der Pause an Fahrt. Ausufernde und schleppende Monologe Richards mit seinem Spiegelbild lassen die Inszenierung erlahmen, bis sie bei seinen Krönungsfeierlichkeiten wieder an Schwung gewinnen. Die Posaunen – verpflanzt in den ersten Stock der Bühne - spielen auf und auch ein DJ lässt die Party-Stimmung kochen, während ein irrer  Richard III., mit der Krone am Haupt und einem Teppich um die Schultern, im Glücktaumel schwelgt.

„Kings of War” (Adaption Bart Van den Eynde) will viel, aber zeigt nicht allzu viel Neues. Das aber -  zugegeben – mit einem exzellenten Ensemble und tollem Setting.

William Shakespeare, Ivo van Hove „Kings of War“, Wiener Festwochen, 6.6.2015,  www.festwochen.at

 

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