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moarIn unmittelbarer Reaktion auf Inputs von außen hat Tänzerin-Choreografin Valentina Moar zum zweiten Mal versucht, eben solche interdisziplinär umzusetzen. Das Spezielle daran: Die Anregung zu den evozierten Statements kam von ihr selbst. Beim ersten Mal durch Fragen an Straßen-Passanten, deren Antworten sie spontan und später in einer Choreographie tanzte. Beim zweiten Mal nun durch Fragen an Jugendliche.

SchülerInnen der Freien Waldorfschule Graz im Alter von 12 bis 17 Jahren waren gebeten worden, ihre Träume und Wünsche niederzuschreiben sowie ihre Traumbilder auf Tiercharaktere, die ihren Emotionen entsprechen, zu übertragen. Mit den Ergebnissen dieses Konzepts von Marco Schretter erarbeitete Moar ihr Tanzstück, aufgefächert in einer mehrschichtigen Dramaturgie. In dieser steht zwar durchaus der Tanz im Zentrum, doch wird er einfühlsam-zurückhaltend und gleichermaßen in wesentlicher Art und Form einerseits von ausschnittsweiser Wiedergabe der SchülerInnentexte durch die Schauspielerin Ninja Reichert unterstützt und andererseits  von den live aus der Hand des bildenden Künstlers Luca Morganti entstehenden großen Kreidezeichnungen der Traum-Tiere auf dem Tanzboden. So die gelungene Strukturierung der Umsetzung des Konzepts. Was aber weit darüber hinaus geht ist die  damit verbundene, vielfache Auseinandersetzung, das feine Spiel mit dem Phänomen des Ephemeren. Der Tanz, der sich bekanntlich insbesondere als Kunst des Augenblicks definiert nimmt sich den Traum zum Thema; also etwas Gedachtes, Gewünschtes oder aber Geträumtes und damit des Inbegriffs des Flüchtigen. Die zitierten Texte, das zitierte Wort dringt in Reicherts Wiedergabe immer wieder nur als Satz- oder gar nur Wort-Fragment an des Zuschauers Ohr – taucht kurz  aus ihr und damit aus der auf dem Bühnenhintergrund stehenden Badewanne auf  –,  um dann wieder im Gemurmel oder gar in der Stille von Reicherts angedeuteten Mundbewegungen zu verschwinden bzw.  unterzutauchen.

Am Ende der Präsentation wird das Publikum – vorerst ein bisschen zu dessen Erstaunen - aufgefordert, auf die Bühne zukommen und sich die Zeichnungen in Ruhe anzusehen; bis Tänzerin und Zeichner mit Besen und Wischtuch bewaffnet wieder auf der Bühne erscheinen und konsequenterweise im oben geschilderten Sinne die Zeichnungen wegwischen. Ein faszinierendes Netz der Vergänglichkeit, in das die Tänzerin ihr darstellerisches Können von Entstehen und Vergehen von Bewegungen einflicht. Dass Valentina Moars dies in überaus individuell-eigenwilliger, in eckig abrupter wie fließender und nicht zuletzt in (technisch) kaum vorstellbarer oder begreifbarer und letztlich kaum jemals in vorhersehbarer Art entwickelt, entspricht dem Wesen von Gedanken und Träumen ganz besonders und überzeugend.

Das attraktive Foto auf dem Flyer mag Interesse wecken; es mag sogar in einer falschen Richtung interpretiert werden. Sicher ist aber, dass die Bühnenumsetzung von traumhafter Qualität ist.

Valentina Moar: "Dance Me - Paint your Dreams " UA: 11.Februar 2016 im Theater am Lend, Graz. Weitere Vorstellungen: 12., 13.Februar.

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