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Corsaire1Mit Vadim Muntagirov, Principal Dancer des Royal Ballet, in der Rolle des Conrad wurde die letzte Vorstellung von „Le Corsaire“ zum Highlight dieser Serie. Nicht nur der Gast strahlte, auch seine Partnerin Liudmila Konovalova, die weiteren Solistinnen und Solisten des Abends sowie das Ensemble des Wiener Staatsballetts. Ebenso animiert klang das Staatsopernorchester unter der Leitung von Valery Ovsianikov.

Vadim Muntagirov kam dem modernen Piraten-Äquivalent Jack Sparrow um vieles näher, natürlich ohne die romantische Geschichte zu vernachlässigen. Schnell stellte er die Beziehung zu seinen Mittänzern her, tanzte sich als sympathischer Held gleich in die Herzen der Zuschauer, der sich Hals über Kopf in Médora verliebt; freilich auch aufgrund seiner Variationen, die er mit Präzision und Temperament auf die Bühne brachte. Seine Sprünge endeten in fast lautlosen Landungen, als Partner war er sicher, aufmerksam und gelassen und für die eine oder andere „Notrettung“ immer parat. Kurz, Muntagirov, ist als Conrad eine Idealbesetzung. Corsaire2

Ebenso wusste Liudmila Konovalova wohl diesen verlässlichen Partner zu schätzen, und gab sich ungewöhnlich gelöst ihrer Rolle als Médora hin. Keine Frage, diese Frau weiß ihre weiblichen Waffen gut einzusetzen, wenn sie ihn um die Befreiung der Sklavinnen bittet – eine Handlung, die dem Anführer der Piratenbande bekanntlich schwer in die Bredouille bringen wird – und ist doch gleichzeitig eine loyale Partnerin.

Corsaire4Wie immer überzeugend: Davide Dato als verräterischer Birbanto, ebenso schwungvoll seine Zulméa Alice Firenze. Natascha Mair hat seit ihrem Rollendebut als Gulnare sehr an Sicherheit gewonnen und besticht mit ihrer sauberen Technik und bezauberndem Rollenspiel. Und der von mir letztes Mal als harmlos gescholtener Francesco Costa als Lanquedem bemüht sich redlich dem Bösewicht mehr Kante zu geben – dass er aber vor allem an den Bravourstücken der Rolle Freude hat, ist noch immer unübersehbar und so tanzte er diese Rolle vielleicht noch eine Spur aufgeräumter.

Zweifelsohne ein Abend der Kategorie „großes Ballett“: Wie auch schon bei anderen Gelegenheiten fühlte sich das Wiener Staatsballett auch diesmal durch den Gast aus London animiert und lief dabei zu Höchstform auf.

Wiener Staatsballett: „Le Corsaire“ am 18. Oktober 2016 an der Wiener Staatsoper