Hauptkategorie: Kritiken

invidia0Neid, Eifersucht, Missgunst, es gibt viele deutsche Übersetzungen für das lateinische Wörtchen Invidia. Grischka Voss (in Ko-Regie mit Kristina Bangert) optierte für den Titel „Invidia. Der böse Blick“ und dementsprechend märchenhaft bereitete sie ihre „Performance über die Geschichte des Neides“ auf. Gleichzeitig gelang es den DarstellerInnen trefflich dem giftigen Stachel dieses Gefühls spürbar werden zu lassen.

Im Prolog ist der Neid ist eine Hexe – mit gekrümmtem Körper, arthritischen Fingern, wirren Haaren, schwarz umrandeten und wild rollenden Augen verkörpert Peter Beil en Travestie diese Urfigur der Missgunst. Dazu grölt Unheil verheißend der Musiker (KMET). Die unterschiedlichen Spielarten des Neides entfalten sich in einer losen Episodenfolge zwischen zwei rivalisierenden Schwestern (Grischka Voss und Rosa Braber). Die Eine ist schöner, sexier, klüger als die Andere, doch die Andere ist der Liebling der Eltern. Die eine kann besser Koloraturen singen, ist ein besseres Model, kann besser eislaufen, besser genießen. Die Andere weiß genau, wie sie diese Leistungen niedermachen kann. Wenn einer im roten Anzug sich mit erotischen Hüftschwingungen abmüht, dann mampfen die beiden Sisters ungerührt weiter und lassen ihn spüren wie uninteressant er für sie ist. Unermüdlich piesacken die vier Akteure einander mit dem Stachel der Eifersucht im Bemühen einander fertig zu machen. invidia2

Weiß geschminkte Gesichter, roter Mund und rote Wangen – es sind Clowns, die uns die Neidgesellschaft vor Augen führen: mit Pantomime und Tanz, Schattenspielen und Liedern; mit Referenzen an die Tiger Lillies oder Woody Allen. Natürlich kommt auch der versuchte Mord an Schneewittchen durch die böse Stiefmutter vor. Dementsprechend kurzweilig gestalten sich die 90 Minuten für die ZuschauerInnen, die sich mit heiterem Blick im immerwährenden Konkurrenzkampf wiedererkennen.

Grischka Voss/ Bernhard Ensemble: „Invidia. Der böse Blick“ am 21. März 2017 (Premiere am 18. März). Weitere Vorstellungen am 23., 24., 28., 30., 31. März / 4., 6., 7. April im Off White Box Theater