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Eidenberger2Die Grazerin Aurelia Eidenberger hat in Turin eine Zirkusschule besucht und stellt sich nun, nach ihrer Rückkehr, mit einer kleinen Soloperformance vor, als eine, die fürs Erste das vermitteln will, was sie im Untertitel ankündigt: „A person challenged by a rope“. Wobei sie nicht nur gelernte Technik zeigt, sondern auch am besten Weg ist, eine eigene Bewegungssprache zu entwickeln.

Aurelia Eidenberger macht bereits neugierig auf weitere Ergebnisse ihrer Suche nach einem adäquaten Platz auf dem weiten Feld von Bewegungstheater. Denn das ist ihr Ziel, wenn sie in ihrer zeitgenössischen Performance mit Schlappseil und Live-Musik auf der Bühne steht.

Dort, wo sie zu Vorstellungsbeginn noch kaum zu sehen ist, verborgen unter einem erdrückenden Wirrwarr an Seil. Dort, wo sie vorerst Zentimeter für Zentimeter Raum erobert, ihren Freiraum, um sich in weiteren kleinen Schritten diesem „ungebändigtem“ Seil anzunähern, um es kennenzulernen. Liebevoll tastet sie es ab, schmiegt es an sich, lässt sich davon bereitwillig umgarnen, trägt es mit Freude durch den Raum. Und dass aus einem schließlich ausgelassenen Spiel auch einmal Streit wird, es zu Aggression zwischen den beiden kommt, zur Trennung, ist nur natürlich. Vor allem auch, um derart neue Perspektiven zu entdecken, auszuprobieren: also, um etwa das hängende Schlappseil zu erobern; im Sitzen, im Stehen, im Gehen.Eidenberger

Die Produktion fasziniert durch ihre ungekünstelte Zielstrebigkeit im Kleinen, durch ihre Selbstverständlichkeit im Teilen der Freude über Erreichtes, aber auch der Anstrengung, dorthin zu gelangen (der eine oder andere luftholende Seufzer könnte allerdings unterdrückt bleiben). Und dann sind da auch Momente, in denen die ruhige Ästhetik der konzentriert geführten Bewegung tatsächlich berührt, einen Augenblick zum flirrenden Stillstand oder harmonischen Schwingen bringt.

Elisabeth Reiter an der Geige trägt mit ihren fein gesetzten Tönen einiges zum stimmigen Fließen der Szenen bei; so wie die dezente Regie von Jasmin Hasler zum Gesamtablauf, zu dem Tom Bergner sehr feine Lichtpunkte setzt.

Aurelia Eidenberger „Up & Down“, Premiere: 23. September 2017 im Kristallwerk Graz