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Ballo1Die Tanzcompany des Tiroler Landestheaters erfreute erneut das Publikum mit einer choreografischen Triade der Höchstklasse. „Una noche elegante“ ist das treffende Motto des Abends, welcher harmonisch drei Choreografien von Kylián, Scholz und Duato vereinigt. Was diesen Abend generell auszeichnet ist die große Musikalität der drei Stücke.

Die erste Choreografie des Abends „Un Ballo“ rückt die Sensibilität des Pas de deux ins Zentrum. Jiří Kylián pointiert zugleich die Vergänglichkeit des Lebens und die Sterblichkeit des Augenblicks. Der 5. Satz, Menuetto aus „Le tombeau de Couperin“ und „Pavane pour une infante defunte“ von Maurice Ravel bilden den musikalischen Hintergrund dieser Choreografie. Ravels Tombeau stellt eine Hommage an der französischen Musik des 18. Jahrhunderts dar. Jeder Teil dieser Trauermusik ist einer im Ersten Weltkrieg gefallenen Person gewidmet. Die zweite Komposition „Pavane pour une infante defunte“ ist „eine Erinnerung an eine Pavane, die eine kleine Prinzessin in alter Zeit am spanischen Hof getanzt haben könnte“ und impliziert dadurch auch das Thema der Nostalgie. Kylián ließ sich für dieses Stück visuell von Diego Velázquez Porträts der spanischen Prinzessinnen inspirieren. Ballo2

Dementsprechend ist das Bühnenbild schlicht. Der szenische Raum lebt nur von den Lichtkontrasten und suggerriert eine spirituelle Atmosphäre. Die Tänzerin Alice White und ihr Tanzpartner Gabriel Marseglia vermittelten in ihrem kurzen Solopaartanz genau diesen für die Velázquezsche Porträtmalerei so charakteristischen wehrlosen Ausdruck. Die  abwechslungsreichen Figuren wurden von den Damen und Herren der Tancompany perfekt getanzt.

OktettMit „Oktett“ von Uwe Scholz tauchte man in eine fröhliche pulsierende Welt der Begegnungen zwischen den Geschlechtern ein. Auch in diesem Stück steht Musikalität im Mittelpunkt. Oktett ist eine technisch sehr komplexe Choreografie nach Felix Mendelssohns Bartholdys Oktett in Es-Dur, einer Jugendkomposition des Komponisten. Hier gilt auch, wie Klaus Geitel einst richtig angemerkt hat, dass „die Musik, die zu seinen Arbeiten erklingt, Schritt für Schritt, sich beinahe zwangsläufig so und nicht anders zu artikulieren scheint, als sie es tut“. Das von Scholz selbst entworfene Bühnenbild aus lachsfarbenen Stoff harmoniert farblich mit den cremefarbenen Chiffonkleider der Damen und den dezent durchsichtigen Oberteilen der Herren. Das Ensemble zeigte sich auch in dieser Choreografie von seiner besten Seite. Besonders überzeugend waren die Herren in dem Trio aus dem dritten Teil (Scherzo). Gabriel Marseglia und Federico Moiana waren in ihren Soloeinsätzen tanztechnisch brillant.Porvosmuero

“Por vos muero” von Nacho Duato das letzte Stück der Triade ist eine Reminiszenz an die spanische Renaissance. Der pathetische Titel (für Dich sterbe ich) stammt aus der letzten Strophe eines Gedichtes von Garcilaso de la Vega. In dieser sehr flüssigen Choreografie tauchen sowohl klassische, als auch moderne Tanzelemente auf. Duato spiegelt durch weiche und gleitende Bewegungen oder in feurigen Passagen die stolze Zeit des goldenen Spanischen Zeitalters wieder.

Der ehemalige Intendant des Staatsballets Berlin reiste für die Premiere selber nach Innsbruck ein. Er setzte dadurch ein Zeichen dafür, dass Innsbruck weit über die Grenzen Österreichs durch seine Tanzcompany bekannt ist.

Tanzcompany Innsbruck "Una Noche Elegante", Premiere am 2. Februar 2019 im Tiroler Landestheater. Weitere Vorstellungen am 9., 17., 22., 27. Februar, 1., 14., 15. März, 10. April, 11., 23. Mai, 28., 29. Juni 2019