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tanztaggiselsteffiGisela Elisa Heredia und Stefanie Wieser feiern in Wien zum dritten Mal den internationalen Tanztag. Mit viel Energie und anfangs ohne Geld haben die beiden Tänzerinnen ein kleines Festival gegründet, das Gäste sogar aus den USA anlockt. Dass der erste Versuchsballon gleich so hoch gestiegen ist, hat die jungen Tanzbegeisterten selbst überrascht.

Kennen gelernt haben Gisela Elisa Heredia und Stefanie Wieser einander beim Studium der Tanzpädagogik am Konservatorium Wien Privatuniversität. Heredia, in Argentinien geboren, suchte unter den Schülerinnen der jüngeren Jahrgänge Mittwirkende für die Seminararbeiten auf der Bühne. Die schlanke, großgewachsene Stefanie Wieser aus Wien gefiel ihr sofort. Aus der Kooperation wurde eine Freundschaft, die nach den Studienjahren (die jüngere Stefanie hat sie erst im Vorjahr erfolgreich beendet) neuerlich in einer Kooperation mündete.

Heredia, die in Córdoba (Argentinien) „Tanz und Choreografie“ studiert hat und nach einem Wienbesuch bei ihrem Bruder „hängen“ geblieben ist und noch ein Studium angeschlossen hat, fiel auf, dass der internationale Tanztag, der weltweit am Geburtstag des Tänzers, Choreografen und Tanztheoretikers Jean Georges Noverre (* 29. April 1727 in Paris; † 19. Oktober 1810 Saint-Germain-en-Laye) gefeiert wird, in Wien so wenig Aufmerksamkeit fand und schritt gemeinsam mit Freundin Steffi zur Tat. An die Hürden hatten die jungen Adeptinnen Noverres nicht gedacht. Etwa, dass um überhaupt handlungsfähig zu sein, ein Verein gegründet werden muss. Aufhalten ließen sie sich dadurch nicht. Die dritte für einen Verein nötige Person war mit der erfahrenen Vermittlerin und Produktionsleiterin Ulla Steyrleuthner bald gefunden und am 21. Juli 2009 wurde „tanz.coop- verein for arts.“ bei den Behörden eingetragen. Da war der erste Tanz Tag schon Vergangenheit.

Der wurde 300 € und der Unterstützung der Bäckerei Ströck veranstalteten. In der feinen Galerie Kandinsky traten Tänzerinnen und Performer ohne Honorar auf, um mit dem Publikum – „Mehr Leute, als wir erwartet haben. Die Mundpropaganda und die von uns verschickten E-Mails haben gewirkt“ – zu feiern. Der Erfolg ermutigte zur Fortsetzung. Im dritten Jahr ist das Tanzfest bereits auf zwei Tage angewachsen – „Voriges Jahr war so ein Gedränge, dass wir das heuer etwas lockerer haben wollen“– und einer Förderung durch die Stadt würdig. Die internationale Tanzszene hat den Wiener Tanz Tag entdeckt, Anmeldungen sind dafür heuer aus aller Welt eingetroffen. Die Kuratorinnen haben lernen müssen, Absagen zu versenden, können aber den Auftretenden ein kleines Honorar zahlen und „ein paar“ Flyers drucken lassen. Reise- und Aufenthaltskosten für die aus Portugal, Brasilien oder Tschechien angemeldeten Mitwirkenden sind natürlich noch nicht im Budget vorhanden und das eigene Honorar deckt nicht mal die Spesen.. „Wir arbeiten fast ein ganzes Jahr an diesem Fest, mit einer öffentlichen Ausschreibung. Aber“, sagt Steffi, „wir machen das doch nicht wegen des Geldes. Das ist kein Arbeitsplatz, unser Job ist tanzen, choreografieren, unterrichten. Aber wir glauben beide an dieses Projekt und wollen dass es wächst.“ „Und wir sind stolz“, wirft Gisela ein, „dass wir vom Kulturamt gefördert werden, weniger wegen des Geldes, als wegen der Anerkennung. Und auch heuer spendet die Bäckerei Ströck wieder die Unterlage für das anschließende Fest.“

Ein Teil des Konzepts, das die Veranstalterinnen ausgearbeitet haben, ist die Suche nach immer neuen Orten. „Heuer sind wir im Werk, einer alten Fabrik, wo wir die Räume für einen Monat gemietet haben, damit die Tänzerinnen und Performer sich mit dem Raum auseinander setzen können und ein Stück genau dafür schaffen können.“ Der erste Tanz Tag (2009) in der feinen Galerie Kandinsky statt; im Vorjahr wurde in der Alten Drinkomathalle (Gewerbehof) in Wien-Breitensee gefeiert. „Es gibt ja in Wien wenig Bühnen, wo Tanz oder Performance gut aufgeführt werden kann, deshalb haben wir auch  nie an ein Theater gedacht, sondern ganz neue Räume gesucht, da bleibt das Projekt spannend. Wir nisten uns aber nirgends ein, nächstes Jahr sind wir wieder wo anders“, sagt Heredia und zählt auf, was der Tanz Tag heuer alles zu bieten hat: Ein Workshop mit Gina Milovan Kohler, die Masterclass mit Doris Uhlich und die Vorführung von Videoaufzeichnungen erster Tanzauftritte oder Choreografien haben bereits im Vorfeld stattgefunden. Die Installation zu Thema Bewegung und fünf kurze Stücke sollen genau an Noverres Geburtstag erfreuen. Die Räumlichkeiten, die das Duo bis jetzt gefunden hat, zeichnen sich alle durch Offenheit aus und so dürfen sich Gisela und Steffi freuen, dass „ein ganz anderes Publikum kommt, als zu den üblichen Tanzveranstaltungen. Viele Leute haben noch niemals Tanz auf der Bühne gesehen.“ Anschließend an die Performances ergibt sich ganz zwanglos das Gespräch zwischen Zuschauer/innen und Künstler/innen. Heuer werden das unter anderen sein: Andrea Nagl, Österreich, André Soares, Portugal, Agnieszka Dmochowska, Polen & Karin Pauer, Österreich sowie Leonie Humitsch & Markus Rainer, Österreich. Stefanie Wieser zeigt übrigens am 2. Mai im Rahmen von Österreich tanzt ihr mit Bert Gstettner erarebeitetes Stück „Speck“ auf.

Tanz Tag.11, 29., 30.4, ab 19.30 Uhr, Werk – Kunst und Kulturzentrum, Neulerchenfelder Straße 6–8, 1160 Wien.