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taoGanz in neuem Design präsentieren die Wiener Festwochen (9. Mai bis 15. Juni 2014) ihr Programmbuch. Der Künstler und Grafiker Olaf Osten hat Herz und Hirn als visuelle Gustostückerl aufgetischt. Intendant Markus Hinterhäuser und Schauspielchefin Frie Leysen setzen ein Zeichen für einen Neubeginn und ein Verwischen der Sparten-Grenzen - sie eliminieren die Kategorien-Einteilung nach Musik- oder Schauspielprogramm.

Ergänzend zum sonstigen, reichhaltigen Programm in Wien, sollen die Festwochen etwas ganz Besonderes bieten, so Markus Hinterhäuser zu Beginn seiner dreijährigen Intendanz. Er denkt dabei auch an speziell „für Wien und in Wien“ entwickelte Projekte. Eines davon ist Romeo Castelluccis „Orfeo ed Euridice“, das in Wien in der 1762 von Christoph Willibald Gluck entstandenen Fassung neu inszeniert wird. Gesungen wird Euridice von Christiane Karg. Castellucci befragt den Mythos der Seelenwanderung durch das Schattenreich mittels moderner Medizin neu: Dazu wird während der Aufführung eine Echtzeitschaltung zu einer zweiten Euridice hergestellt, einer jungen Wachkoma-Patientin im Krankenhaus Lainz.

Viele der für 2014 programmierten Projekte sind zwischen Oper, Musiktheater, Film, Tanz, Performance und Schauspiel angelegt, die Künstler stammen aus aller Welt: Der südafrikanische Künstler William Kentridge, der bei ImPulstanz 2013 mit seiner beeindruckenden Kammeroper „Refuse the Hour“ zu sehen war, wird bei den Wiener Festwochen Franz Schuberts Winterreise mit Bariton Matthias Goerne neu inszenieren. Dazu hat er 24 Animationsfilme zu den Liedern gezeichnet. Am Klavier begleitet Intendant Markus Hinterhäuser. Für die Uraufführung von „Coup Fatal“ in Wien arbeiten der Choreograph Alain Platel und der kongolesische Countertenor Serge Kakudji mit Arien von Georg Friedrich Händel und Christoph Willibald Gluck. Die Arbeit ist eine Hommage an die Musik des Barock und an den Kongo.

„The Marrabenta Solos“ ist eine Arbeit von Panaibra Gabriel Canda (Mosambik), einem der wichtigsten Choreografen des südlichen Afrika. In seinen getanzten Miniaturen erzählt er von der mosambikanischen Gesellschaft und davon, wie sich Geschichte in den Körper einschreibt. Marlene Monteiro Freitas (Lissabon) wird ihr Tanz-Solo „Guintche“ zeigen, bei dem sie von einer Skizze ausgeht, die sie während eines Konzertbesuchs von einem Sänger angefertigt hat und "die auf die Bühne gebracht werden wollte". Auch Tanz aus Peking wird zu Gast sein - Tao Ye, der erstmalig in Wien zu sehen sein wird, zeigt zwei seiner Choreografien an einem Doppelabend „4+2“, ein Quartett und ein Duo. Der Stil der Arbeiten sprengt sowohl asiatische als auch westliche Traditionen und wird als „Tanz, der mit der Schwerkraft ringt“ beschrieben.

„Tararabumbia“ von Dmitry Krymov (Moskau) ist ein phantastisches Bildertheater mit raschen Kulissen- und Schauplatzwechseln. Auf einem 35 Meter langen Laufsteg wird ein Panorama russischer Geschichte vorbeiziehen: 80 Schauspieler, Musiker, Sänger, Tänzer und Puppenspieler wirken dabei mit. Aus Singapur wird Ho Tzu Nyen in der Halle G im Museumsquartier mit „Ten Thousand Tigers“ eine Europa-Premiere feiern. Der Filmregisseur und Theatermacher lässt Objekte in Bewegung geraten, mit den Darstellern kommunizieren und tanzen, er entwirft surreal anmutende Räume. Mehrfach bei den Filmfestspielen in Cannes und Venedig zu Gast, wird er erstmalig in Österreich eine Bühnenarbeit zeigen.

Die bereits etablierte Programmschiene „Into the City“, kuratiert von Wolfgang Schlag, wird auch in Markus Hinterhäusers Intendanz weitergeführt. Das russischen Künstlerkollektiv Chto Delat beschäftigt sich bei „Face to Face with the Monument“ am Wiener Schwarzenbergplatz mit Gedenkstätten und Mahnmalen. Sound-Walks, Performances, Lectures, Vermittlungsprogramme und Tanzworkshops werden vor Ort geboten. Die Eröffnung wird am 16. Mai mit Chto Delat und dem Schwabinggrad Ballett bestritten.

Insgesamt stellen Markus Hinterhäuser und Frie Leysen ein Programm vor, bei dem eine deutliche Schärfung des musikalischen Profils und eine Erweiterung in Richtung Film und Ausstellungen zu erkennen ist. Auch der Austausch zwischen Publikum und KünstlerInnen soll durch ein Festival-Zentrum mit Gastronomie und Filmprogramm intensiviert werden. Schauplatz dafür wird das Stadtkino im Künstlerhaus sein. Ab sofort können schriftlich Karten bestellt werden.

Wiener Festwochen 2014, 9. Mai bis 15. Juni 2014, www.festwochen.at