hoelscher1„Brauchen wir Feminismus überhaupt noch?“ wird auf dem Programmzettel zu dieser „Stückentwicklung“, die als Gastvorstellung dreier Damen und ihrer Regisseurin im Grazer Schauspielhaus am 5. Jänner Premiere hatte, gefragt. Mit scheinbarer Berechtigung, denn so manches Mal wird dieses Thema als obsolet und erledigt vom Tisch gewischt; wohl auch, weil es bei fehlenden Taten schon (zu) viele Worte gab.

Wie viel es aber doch immer noch und notwendigerweise immer wieder zu sagen gibt, das wird bei entsprechender Aufbereitung und ebensolcher Präsentation umgehend klar und, wie am anhaltenden, heftigen Applaus abzulesen war, auch bereitwillig und anerkennend angenommen.

Lina Hölscher gelingt es mit ihrem Konzept, 75 Minuten lang die ungeteilte Aufmerksamkeit für ihre Inszenierung zu erhalten. Für eine, die auf praktisch leerer Bühne und ohne Requisiten stattfindet und die das Publikum nicht dank eines spannenden Plots erreicht, sondern sich „simpel“ auf Texte unterschiedlicher Art und Autoren sowie auf nüchterne Fakten zum Thema stützt. Freilich ist diese, ihre Aneinanderreihung, eine wohl durchdachte, amüsant, provokant, kreativ aufbereitete. Ob in Form von hingeknallten Kurzzitaten bekannter Persönlichkeiten, ob in solcher eines emotionalen, persönlichen Monologs, eines scharfen Gedankenaustausches, einer „Fragestunde“ oder aber im „beinharten“ Wettstreit um die Wissens-Pole-Position (dass man seine eigenen Ganglien dabei ebenfalls gerne „mitkämpfen“ lässt, ist ein Nebeneffekt mit Selbstkritik-Potential).hoelscher2

Da die drei Akteurinnen – Gina Matiello, Lucia Neuhold und Ninja Reichert – nicht nur jeweils ihre ganz individuellen Stärken ausspielen können, sondern ganz allgemein, wenn selbstverständlich auch mit unterschiedlich hoher Qualität, überzeugend und differenziert, ihre jeweiligen Rollen ausfüllen , lässt mit Vergnügen an das eine oder andere inhaltlich Bekannte erinnern; ganz abgesehen davon, dass man viel an Neuem erfährt, wenn allerdings auch wenig Erfreulichem, ja Schockierendem zum Thema der Gleichberechtigung

„last woman standing. Eine Stückentwicklung“ (Gastspiel) am 8.Jänner 2018 im Schauspielhaus Graz, Haus drei, weitere Vorstellung am 9. Jänner