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KresnikAm 27. Juli 2019 ist Johann Kresnik, der „Berserker“ des Tanzes in Klagenfurt an Herzversagen verstorben. Noch am 11. Juli stand er kreuzfidel auf der Bühne, als ihm im Anschluss an die Vorstellung von „Macbeth“ das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien für sein Lebenswerk verliehen wurde.

Johann Kresnik betrieb mit seinem „choreografischen Theater“ an der Schnittstelle von Schauspiel und Tanztheater Zeit seines Lebens politischen Aktivismus. Seine Haltung und Sicht auf die Welt waren stark von seinem Stiefvater, einem steirischen KPÖ-Funktionär, geprägt. Der Bauernsohn aus Südkärnten begann seine Tänzerkarrire als Statist an den Vereinigten Bühnen Graz, wo er auch eine Tanzausbildung machte. Mit 24 wurde er Solotänzer in Köln. Bald verließ er die Welt des klassischen Balletts und wandte sich der Choreografie zu. Als Leiter der Tanzsparte war er an den Theater in Bremen, Heidelberg und Bonn sowie an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin verpflichtet. Er war einer der großen Tanzerneuerer, der ebenso wie seine Kolleginnen Pina Bausch, Reinhild Hoffmann und Susanne Linke, eine eigenständige Ästhetik entwickelte.

Ob er (Künstler-)persönlichkeiten wie Sylvia Plath, Frida Kahlo, Pasolini, Francis Bacon, Nietzsche oder Ulrike Meinhof portraitierte, ob er Klassiker wie "Macbeth" oder "Othello" in Szene setzte, stets suchte er gesellschaftliche Zusammenhänge für das Scheitern des Einzelnen aufzuspüren und darzustellen. Mit einem eklektischen Stilmix, wütend, laut, plakativ und immer engagiert. „Er ist, was es heute allzu selten gibt: ein Künstler mit Wut im Bauch, ein Berserker mit Aggressionslust und blutendem Herzen zugleich", so charakterisierte ihn Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler bei der Ehrung im Wiener Burgtheater treffend.

2018 nahm er sein Stück "Macbeth" aus dem Jahr 1988 gemeinsam mit dem Ensemble TANZLIN.Z wieder auf, das das heurige Impulstanz-Festival eröffnete.

2011 wurde das Choreographic Center Bleiburg /Pliberk Johann Kresnik gegründet. Intialzündung war ein Gastspiel des berühmten Künstlers in seiner Heimatstadt. Und ganz in seinem Sinne versteht sich das CCB "als einzigartiges Zentrum für zeitgenössischen Tanz in Kärnten mit gesellschaftskritischer Ausrichtung, ausgehend vom Werk Johann Kresniks, auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene".