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Darkmatter iconVersuch einer Werkzusammenfassung. Ein Band über Choreografien von Marco Goecke? Das ist per se schon mal toll, weil ein dringendes Desiderat! „Dark Matter“ hat Nadja Kadel, seine Managerin seit bald 12 Jahren, diese erste Dokumentation über Deutschlands vielleicht außergewöhnlichsten Tanzstück- und Bewegungsfinder genannt. Passt – kann man dazu nur sagen.

Denn Goeckes Arbeiten haftet generell ein gewisses Ungewisses an: seitens der Bühnenaufmachung ebenso wie figurenseelisch ein Charme von agil belebter Finsternis. Aber eben nicht nur. Seine aus den oben herum meist unbekleideten Tänzerkörpern muskelphänomenal herausmodellierten Schrittkombinationen lassen die Interpreten im gezielt eingesetzten Licht noch weit extremer als rein technisch schon geschehen flirren und strahlen. Ein Schema, tausend Varianten – und die Wiederholung birgt, Kreation für Kreation, Überraschungen. Wie macht der Mann das nur …?!

Allerdings beginnt man bereits bei der Lektüre der Vorworte zu ahnen, dass die folgenden, etwas mehr als 120 schmalen Seiten – trotz anschaulicher Schilderungen und Ausführungen des eng gehaltenen Autorenteams (neben der Herausgeberin die Kritiker Angela Reinhardt und Volkmar Draeger sowie Schriftstellerin Sibylle Berg) – eigentlich zu wenig vom Künstler und Menschen sowie seinem mittlerweile bald über 60 Stücke starken Œuvre in Bilder und Worte fassen. Wer schon einiges von Goecke kennt und hofft, wesentlich Neues zu erfahren, bleibt am Ende des großformatig-elegant aufgemachten Buchs leicht enttäuscht zurück. Nicht einmal über zwei Seiten erstreckt sich Goeckes lediglich tabellarischer Lebenslauf … Internationale Stimmen, Einschätzungen oder Beobachtungen bzw. O-Töne vom Choreografen selbst oder seinen Interpreten vermisst man ganz.

Doch lassen sich zumindest Eindrücke von 18 ausgewählten Produktionen nachempfinden, wovon zahlreiche das nationale und internationale Repertoire verschiedener Ensembles bereichern. Dass die Herausgeberin aus rechtlichen wie finanziellen Gründen dabei, wie sie schreibt, auf manche Abbildungen verzichten musste, spielt weniger eine Rolle als die generelle Schwierigkeit, Goeckes Stil über fotografische Stills zu kommunizieren. Marco Goecke ist definitiv kein Buchdeckelchoreograf. – Seine Stücke, ihre Webart von Sound, Tanz und körperlicher Energie, in die sich oft noch von den Darstellern produzierte Geräusche mischen, muss man live auf der Bühne erleben – egal ob als Fan oder Newcomer.
Eine gute Sache ist die Publikation dennoch, vor allem im Sinn eines Nachschlagewerks (sehr dienlich: das vollständige Werkverzeichnis von Mai 2000 bis Februar 2016!). Vor Jahren hat Jochen Schmidt Vergleichbares unter dem Titel „Der Zeitgenosse als Klassiker“ über den holländischen Altmeister Hans van Manen vorgelegt. Leider blieb dort eine Fortsetzung aus…
Vesna Mlakar

Kadel, Nadja (Hrsg.): „Dark Matter. Achtzehn ausgewählte Choreographien von Marco Goecke. 2003-2015.“ Königshausen u. Neumann 2016, 128 Seiten, 28,00 €

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