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Kulturvermittlung IconDie NÖKU (Niederösterreichische Kulturwirtschaft GmbH) leistet in Sachen Kulturvermittlung seit mehr als 10 Jahren Pionierarbeit. Co-Herausgeberin Susanne Wolfram hat im Festspielhaus St. Pölten die Abteilung aufgebaut und jahrelang erfolgreich geführt. Mit Kollegen anderer NÖKU-Institutionen hat sie 2013 das erste Internationale Symposium Kulturvermittlung organisiert, das seither biennal stattfindet. Rechtzeitig zur dritten Ausgabe ist das Buch „Kulturvermittlung heute“ erschienen.

Die in dem Buch vorgestellten „Internationalen Perspektiven“ haben Beiträge der bisherigen Kulturvermittlungssymposien zum Ausgangspunkt. Stand es 2013 unter dem Titel „Was heißt schon Kulturvermittlung?“ und beleuchtete Aspekte der sozialen Inklusion, Partizipation und emotionalen Intelligenz, lautete die Frage 2015: „Für wen denn schon Kulturvermittlung?“ und widmete sich den Themen Internationalität & Migration, Stadtentwicklung, Randgruppenarbeit und qualitative Besucherforschung.

Diese Bandbreite ist eine faire Repräsentation der Bereiche, in denen Kulturvermittlung heute praktiziert wird. Das geht von Marketingmaßnahmen, Kommunikationsmitteln, Publikumsentwicklung bis hin zu partizipativen Formaten, die sich das Motto „Kunst für alle“ auf die Fahnen geheftet haben. Dieses Spektrum ist auch durch die Beiträge im Buch „Kulturvermittlung heute“ abgebildet, das in drei Sektionen gegliedert ist.

Auf die Frage „Was heißt denn schon Kulturvermittlung?“ geht es um „Diskurs und Gesellschaft“. Birgit Mandel, Professorin für Kulturmanagement und Kulturvermittlung an der Universität Hildesheim versucht in ihrem Artikel die verschiedenen Ziele und Funktionen einzukreisen. Sie stellt methodische Ansätze vor und schließt mit einem Ausblick auf die neuen Herausforderungen und Perspektiven für den Berufsstand der Kulturvermittler. Modesto Tamez schreibt über seine Erfahrungen als Lehrer und über das Modell des „Exporatorium“ in San Francisco.

Über „Praxisfelder und Methoden – Wie soll man denn Kultur vermitteln?“ spricht etwa die Tänzerin und Choreografin Romy Kolb, die unter anderem im Rahmen von Tanz die Toleranz mit unterschiedlichen Zielgruppen arbeitet. Manuela Mittasch stellt Teile ihrer Evaluierungsergebnisse im Rahmen das großen Community Dance Projekt „Alles bewegt“ im Festspielhaus St. Pölten 2013 vor.

Im dritten Teil des Buches „Für wen schon Kultur vermitteln? Dialoggruppen und Forschung“ erläutert Airan Berg seine Arbeit als „Stadtanimator“. In einem weiteren Interview berichtet der brasilianische Musiker Chico César über sein Community-Musik-Projekt in Brasilien.

Das sind nur einige Beispiele der umfangreichen Beschäftigung mit dem Thema in dem Buch, das sich laut Herausgeber an „KulturvermittlerInnen, KulturmanagerInnen, Marketingfachleute sowie an alle, die kulturwissenschaftlich forschen“, wendet. Wolfram versteht es als Nachschlagewerk. Dem tragen auch die Formate der Artikel Rechnung. Akademische Texte sind jweils mit einem Literaturverzeichnis versehen, Beiträgen in Interviewform ist ein Abstract vorangestellt.

„Kulturvermittlung heute“ ist  also eine interessante Ausgangsliteratur und eine wertvolle Diskussionsgrundlage für die Beschäftigung mit unterschiedlichen Aspekten von Kulturvermittlung. Es bleibt zu hoffen, dass auch die künftigen Symposien der NÖKU in einer Publikation ihren Nachhall finden.

Zwei Dinge kommen in diesem ersten, wenngleich umfangreichen Überblick, allerdings zu kurz: Unter den „internationalen Perspektiven“ fehlt ein Beitrag aus Großbritannien, das mit seinen Educational Arts Programmes und Community Arts Projekten seit den 1960er Jahren auch hierzulande richtungsweisend für die Entwicklung der Kulturvermittlung ist.

Außerdem ist die Perspektive der Künstler relativ unterrepräsentiert. Doch gerade in der derzeitigen (internationalen) Debatte ist die Rolle des Künstlers ein Thema: Sind es nicht sie, die mit ihrer Leidenschaft Menschen am besten überzeugen und für Kunst und Kultur begeistern können? Doch das sind vielleicht Themen, die in den kommenden Symposien stärker berücksichtigt werden sollten.

Das nächste Symposium findet am 27. und 28. Jänner 2017 im Festspielhaus St. Pölten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim statt. Auf die Frage „Was kann Kulturvermittlung?“ gibt es Referate, Workshops und Diskussionen über die „Gesellschaftliche Verantwortung von Kulturvermittlung, Community Building und kulturelle Stadtraumentwicklung“.  Details und Anmeldung: http://www.kulturvermittlung.net/de/kulturvermittlung/symposium/symposium2017

NÖKU Gruppe / Susanne Wolfram „Kulturvermittlung heute. Internationale Perspektiven“, transcript Verlag, Bielefeld, 2016

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