Nach der Erfolgsproduktion „Herr Jemineh hat Glück“ haben Bert Gstettner und seine Tanz*Hotel Junior-Company nun mit Maurice Sendaks „Wo die wilden Kerle wohnen“ ein weiteres Kinderbuch tanztheatralisch umgesetzt. Buch wie Stück setzen sich mit den Ängsten und Sorgen der Kinder und deren Verarbeitung durch die Fantasie auseinander. Für Mox, den Helden des Stücks, ist tanzen und musizieren Konfliktursache und –lösung zugleich.
Bei der Breakdance Battle kippt die anfänglich spielerische Stimmung bald um – Max tanzt aus der Reihe und wird von den anderen fertig gemacht – „du kannst ja gar nicht tanzen“, sagen sie, und er bleibt allein zurück. Auch zu Hause läuft es nicht so wie es sollte, die gestressten Eltern (Akos Hargitai und Silvia Salzmann) werden mit dem aufmüpfigen Kind nicht fertig und schicken es hungrig zu Bett. Dort träumt sich Mox nun erst einmal weg. Sein Bett wird zum Segelboot umfunktioniert und zu Rod Stewarts „Sailing“, gesungen von den Kindern, driftet er ins Land, wo die wilden Kerle wohnen. Diese komischen Mischlinge (etwa Nashornkrokodildrachen) wollen Mox zwar erst einmal fressen, doch dieser blufft sich tapfer seinen Weg aus der Gefahr und wird von ihnen zum König ernannt. Nach einigen Bewegungsspielen mit seinen nunmehr willigen Gefährten hat er allerdings genug und segelt wieder nach Hause. Als er erwacht, steht das Essen an seinem Bett …
Das Tanz*Hotel Team hat mit den Kindern wunderbar gearbeitet, die Tanzsequenzen und die rhythmischen Szenen klappen wie am Schnürchen, und auch der Kinderchor kann sich hören lassen. Igor Gross begleitet die Show mit Schlaginstrumenten auf der Bühne und unterstützt dezent die Aktionen der Junior*Company. Akos Hargitai und Silvia Salzmann tanzen als Eltern mit Mox einen hinreißenden Pas de trois, und alle mutieren schließlich zu wilden Kerlen, für die Devi Saha fantasievolle Kostüme entworfen hat. Bert Gstettner inszenierte das gemeinsame Spiel von TänzerInnen, Musiker und Kindern sehr organisch zu einer vergnüglich-bunten Revue, die bei der Premiere allerdings noch den Geruch eines Workshop-Showings verströmte. Mit einigen dramaturgischen Überarbeitungen könnte man diesen „Wild Things“ auch noch jene Poesie verleihen, die die literarische Vorlage aus den 1960er Jahren bis heute so attraktiv macht.
Tanz*Hotel: "Wild*Things", Premiere am 2. April 2015 im Dschungel Wien, weitere Vorstellungen am 30. April sowie am 1. und 2. Mai.