Bezaubernd, diese Gruppe watscheliger Pinguine: Zum Schmunzeln und herzhaften Lachen, weil so vieles in ihrem Verhalten dem von menschlichen Gruppen erfrischend ähnlich ist; zum Nachdenken, weil sich Mensch oftmals auf die Flossen, pardon - Zehen gestiegen fühlt; zum sich prächtig Unterhalten und zum Entspannen in einer / in dieser bekannt-unbekannten Welt der ungleichen Gleichen.
Dass die Ko-Produktion von Thetaer Asou mit La Strada, in dessen Festival-Rahmen die Uraufführung am 1. August 2015 mit viel Erfolg stattfand, nun für kurze Zeit wiederaufgenommen wird, erfreut, wie aus den vollbesetzten Sitzreihen zu hören war, auch die Kinder: Mucksmäuschen-Stille herrschte gute 70 Minuten lang, unterbrochen lediglich von aufgeregtem Gicksen und herzhaftem Lachen.
Und dieses ist weit entfernt von jeder überdreht-oberflächlichen Art; zeichnet sich doch das „Bewegungstheater für Erwachsene & Kinder“ durch eine feinsinnige, zurückhaltende Regie (Michael Hofkirchner, Assistenz: Ursula Litschauer) rund um die großen kleinen Dinge des Lebens aus. Und sei’s auch nur das kurze Auftreten eines „Polarforschers“, der vor dem eigentlichen Beginn per Fernrohr nach geziemender Ordnung im Publikum Ausschau hält, bevor die Bühne freigegeben wird: für den Wind und einige der Bewohner der Eisbergwelt, die auch umgehend vor Augen führen, dass sie’s nicht immer leicht haben. Mit ihrem um das Rechte bemühten Chef und etwa dem Erlernen des standesgemäßen Gehens oder gar herausfordernden Springens über Spalten; ganz zu schweigen vom fachkundigen Erforschen der Tragfähigkeit von Eis; all dies und vieles andere ohne Requisiten - lediglich akustisch (Michael Merkusch) und durch Licht (Eugen Schöberl) feinfühlig angedeutet, sodass die Fantasie der Zuseher - trotz Eises-Kälte – in aufgeregtes Schwitzen kommt.
Apropos Vorstellungskraft: herzerwärmend die Szene, in der Pinguin-Frau vom Fliegen träumt; und beachtlich ihr zweiter „Versuch“, als sie dank der Hilfe ihrer Freunde tatsächlich, das heißt – nun ja, immer wieder kurz – in der Luft schwebt. Unaufdringlich charmant auch das nichtsdestoweniger gekonnte Balancieren eines Schwarzbefrackten auf einer Tonne; und nicht zuletzt das große Liebeswerben und schließlich stolzgeschwellte Präsentieren eines Nachkömmlings. Ganz allgemein gilt: das mimisch gestische Können, das überzeugend „echte“ Bewegungsrepertoire sowie die Ab- und Übereinstimmung in den Gruppenszenen verdient viel Lob. Genauso wie die Vielzahl an aufmerksam beobachteten „Szenen des Lebens“ und ihre humorvolle Wiedergabe.
Nicht ganz überraschend, denn die 1994 gegründete, unabhängige Grazer Theatergruppe hat in ihrem Repertoire eine Vielfalt, die von Aufführungen klassischer Stücke, Interpretationen von Lyrik bis zu Eigenkreationen reicht. Sie hat sich mit Formen des östlichen Theaters auseinandergesetzt und widmet sich nun, seit etwa 2011, verstärkt Varianten der Clown-Figur. Auf ihren Tourneen zeigt das Theater Asou europa-, und auch weltweit Beispiele ihrer zumeist das Körperliche und Bildhafte betonenden Darstellungskunst und geben diese Wissen gerne auch in unterschiedlichen Formen von Workshops weiter.
Thetaer Asou: „Pinguin People“. Wiederaufnahme am 22. Jänner 2016 im TTZ Tanz & Theaterzentrum, Graz. Weitere Vorstellungen bis 24. Jänner