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riesenzwerge1Wow! Die Tanz*Hotel (T*H) Junior Company ist zur Zeit ein heißer Tipp in Town. In „Riesen*Zwerge“ schlägt Bert Gstettner neue Saiten an: Streng durchkomponiert und sorgfältig geprobt, wird hier gerappt, parodiert, akrobatisch getanzt und gemimt. Hier holt der Choreograf die Jugendlichen  zu sich und bringt sie auf ein professionelles Niveau. Selten hat man im weiten Feld des „Kindertanzes“ qualitativ Vergleichbares gesehen.

Es ist in der Pädagogik viel davon die Rede, dass man die Jugendlichen dort abholen soll, wo sie sind. Das ist grundsätzlich natürlich richtig, doch oft wird das mit einem Laissez-Faire verwechselt. Im Theater für und mit Jugendlichen schlug sich das in den letzten Jahren in einer selbst perpetuierenden Nabelschau nieder: Das Publikum bekam immer wieder dieselben Pubertätsprobleme in leicht veränderter Form präsentiert, meist stammte das Material wie Texte oder Choreografie von den Teilnehmern selbst.

Dem setzt nun Bert Gstettner einen völlig anderen Ansatz entgegen. Das Stück behandelt zwar (auch) die Lebenswelten der Jugendlichen, doch geht weit darüber hinaus. Ausgehend von Gisela Elsners Erzählung „Riesenzwerge“ aus den 1960er Jahren, schrieb Gstettner satirische Texte auf unsere Zeit bezogen und lässt diese von seinen Tänzern rappen. Gepaart mit einer einfachen aber umso effektvolleren Choreografie ergeben hier Wort und Tanz eine Einheit. Die muss allerdings präzise einstudiert sein, um wortdeutlich zu wirken und daran hat T*H Junior*Company streng gearbeitet. (Das Lob gilt hier wohl auch Ákos Hargitai, der die Jugendlichen seit vielen Jahren trainiert.)riesenzwerge2

In neun Episoden wird unsere Trump-Epoche der Gewalt und Brutalität nachgezeichnet. Doch nicht als Wiederholung der Tagesnews. Vielmehr wird der Zeitgeist auf einer märchenhaften Ebene abgehandelt: Die Zwerge mit Bart (Kostüme: Hanna Adlaoui Mayerl) erinnern an das Grimm-Märchen, der Golem ist ein in Schaumstoff verpackter Zwerg, der kleine „Präsident“ wird von seiner Entourage ebenso erhöht wie verhöhnt, der Bandwurm turnt mit einer Strumpfhose am Kopf toll um sein Opfer herum; und durch die beweglichen Elemente des Bühnenbildes von Matthias Mollner entstehen immer neue Möglichkeiten der Interaktion. Dazu trägt auch die Musik von Günther Rabl bei, die dramaturgisch geschickt eingesetzt ist.

riesenzwerge3Gstettners Konzept scheint aber nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Kollektiv der Darsteller zu funktionieren: Die amikale und entspannte Stimmung zwischen den Kids (Benni Angelov, Luis Aue, Max Gstettner, Myron Olev und Herbert Pirker) und den Profis (Ákos Hargitai, Arne Mannott, Stefan Ried) überträgt sich bereits in der Eingangsszene auf das Publikum: Während das Saallicht noch an ist, wird auf der Bühne improvisiert: die Jungen schaffen an, die Großen folgen ihnen wie willenlose Roboter. Nie hat man das Gefühl, dass den jungen Tänzern von der Regie etwas aufoktroyiert wurde. Die Kids wurden gefordert, aber nicht überfordert und sind sicher an ihrer Aufgabe gewachsen. Die kontinuierliche Arbeit des Teams zeigt (tanz.at berichtete über die vorangegangenen Stücke „Herr*Jemineh hat Glück“ und „Wild*Things“) eine großartige Entwicklung, und es bleibt zu hoffen, dass das Tanz*Hotel noch viele Kinder auf diesem Weg begleiten kann.

T*H Junior Company / Tanz*Hotel: „Riesen*Zwerge“ am 23. März (Premiere am 22. März) im Dschungel Wien. Weitere Vorstellungen von 24. bis 26. März und 20. bis 23. April 2017

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