Die Tänzerinnen Maria Shurkhal, Paula Dominici und Anna Possarnig und der Pianist Amir Ahmadi wagten sich an ein historisches Thema: Inspiriert von Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“ spürten sie dem Geist der Bauhaus-Tänze nach und versuchten die tänzerischen Raumerkundungen nachzuzeichnen. Als musikalische Grundlage haben sie John Cages „Sonatas and Interludes für präpariertes Klavier“ gewählt.
Die Kostüme im „Triadischen Ballett“ (die Uraufführung fand 1922 in der Tanzgestaltung von Albert Burger und Elsa Hötzel in Stuttgart statt) wirken wie sich im Raum bewegende Skulpturen. Tatsächlich erlauben die geometrischen Formen nur sehr eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten. 1977 wurde das einzigartige Ballett vom deutschen Tänzer Gerhard Bohner rekonstruiert und ist in dieser Fassung bis heute gültig. Vor einigen Jahren fand sie Eingang ins Repertoire des Bayerischen Staatsballetts, das Jugendensemble ist damit auch heuer noch auf Europatournee. (Im Rahmen des vom damaligen Ballettchef der Wiener Staatsoper Gerhard Brunner geleiteten Festivals "Tanz" war es in den 1980er Jahren übrigens auch in Wien zu sehen.)
Mit dem opulent kostümierten Original kann die Wiener Version, die im Ateliertheater präsentiert wurde, nicht verglichen werden. Hier geht es nicht um Rekonstruktion, sondern um eine behutsame Annäherung mit den zur Verfügung stehenden, minimalen Mitteln. Weiße Ganzkörperanzüge formen runde Körper. Ein aufblasbaren Kostüm macht den Aufstieg auf die zweite Bühnenebene beinahe unmöglich. Ringe am Gürtel, der geschminkte Kussmund, die auf dem Gesicht aufgemalten Symbole, die Stahlhelmmaske – all das evoziert die Originalfigurinen ebenso wie die geometrischen Bewegungen der Raumerkundungen (Kostüme OVA.L) . Mit einem Trampolin und Klebebändern, mit denen der Raum vermessen und der Bühnenboden gekennzeichnet wurden, brachten die drei Tänzerinnen eine weitere räumliche Facette ein.
Mit ihrer konzentrierten Haltung sind Maria Shurkhal, Paula Dominici und Anna Possarnig ernsthafte Interpretinnen des Materials. Dass die musikalische Wahl auf John Cages „Sonatas and Interludes“ gefallen war und so wunderbar von Amir Ahmadi gespielt wurde, war ein Glücksfall für diesen Abend im Geiste des historischen Tanzerbes.
„Bauhaus tanzt“ am 29. Jänner 2018 im Ateliertheater Wien