„Kleiner Zirkus“ ganz groß – oder besser: zwei schlagende Kunst-Beweise dafür, dass „immer größer“, „immer mehr“ nicht notwendig ist, um Neues präsentieren zu können und um ein buntgemischtes Publikum offensichtlich ausnahmslos zu begeistern. „Klein“ bezeichnet hier in beiden Programmen von La Strada eine Absage an pompöses Auftreten wie an ein an ehrliches Understatement grenzendes, zurückhaltendes Agieren.
In „Dois“ sind es die beiden brasilianischen Brüder Luis und Pedro Sartori do Vale, die nach jahrelangem Auftreten in unterschiedlichen Kompagnien und Projekten hiermit die Bühnenfassung ihres ersten gemeinsamen Programmes präsentieren: Einen hochartistischen und hochsensiblen Dialog zwischen zwei (eng miteinander verbundenen) Menschen, die ihr Neben- und Miteinander nicht nur mit großer Ehrlichkeit – und durchaus männlich klischeehaft besetzt - künstlerisch umsetzten, sondern auch mit Selbstkritik und Humor. Sie überzeugen gleichermaßen mit ihrer Begeisterung für und ihrem außergewöhnlichen, präzisen Können mit Pfeil und Bogen wie durch ihren lustvoll spielerisch-kreativen Umgang damit; mit einem mythologisch wie sportlich konnotierten Gerät, das auch noch ganz andere, unbekannte Seiten – solche der musikalischen Art etwa – aufzuweisen hat. Sie „zwingen“ das Publikum zum Mitdenken, sie bringen es zum Lachen und sie veranlassen es zum Nachdenken – wobei ein vergnüglich staunend-überraschtes Erleben ihres Tuns ausnahmslos inbegriffen ist.
In „Maintenant ou Jamais & Fanfare Circa Tsuica“ sind es die elf Artisten von Cheptel Aleïkoum, die unter der gar nicht so kleinen, „klassisch“ anheimelnden Zirkuszeltkuppel ihr Programm aus (auch) Traditionellem, zeitgenössisch witzig und interaktiv aufbereitet humorvoll-artistisch und mit viel (französischem) Charme zum Besten geben. Zerstörung von Erwartungshaltungen wird hier ebenso nebenbei eingestreut wie diskret Zeitkritisches.
So wie das Programm ein pausenloses, einfallsreich lückenloses Ineinanderfließen einzelner hoch-akrobatischer Szenen darstellt, basiert das Programm insgesamt auf einer unaufgesetzten Form lockerer Unterhaltsamkeit – Mitmachen (fast) ebenso natürlich inbegriffen –, die schlicht bezaubernd und in dieser bezwingenden Natürlichkeit selten zu erleben ist. Vorschlag: rezeptpflichtige Entspannungstherapie für Workaholicer und Burnout-Patienten.
La Strada Graz : Luis & Pedro Sartori do Vale: Dois am 3. August im Next Liberty: Cheptel Aleïkoum: Maintenant ou Jamais & Fanfare Circa Tsuica am 5. August im Augarten