Nach längerer Abwesenheit von Wien, ist die Tänzerin, Choreografin, Poetin und Musikerin Loulou Omer mit einer eigenen Produktion zurückgekehrt. In „Hinsichtlich der Frage“ präsentiert sich eine reife und gefestigte Künstlerin, die ihre vielfältigen Fertigkeiten wie in einem babylonischen Verwirrspiel einsetzt. Die Zuseherin versucht in das Geheimnis ihrer Worte, ihres Gesangs, ihrer Musik einzudringen und bleibt doch außen vor, vor einer undurchdringlichen Welt aus Klängen, Worten und Gesten.
Geheimnisvoll und rätselhaft ist Loulou Omers Suche nach, ja, wonach eigentlich? Nach einem Thema? Einem Ende? In surrealen Sequenzen führt sie durch Zufallsmotive, setzte ihre Dichtungen auf hebräisch, französisch, deutsch und englisch um, sprechend, singend, sich selbst am Klavier begleitend, körperlich agierend. Doch an der Performance in dem durch weiße Flächen abgesteckten geometrischen Bühnenbild ist nichts zufällig. In diesen Handlungsräumen ist jeder Ton, jede Bewegung, jeder Blick artifiziell in Szene gesetzt und mit den Visuals von Eni Brandner und dem Sounddesign von Gustavo Petek akribisch genau abgestimmt.
Mal meint man sich in einem Agententhriller, in einem Hitchcock-Film, oder in einem Spukhaus. Die Spannung zwischen Innen- und Außenwelt ist spürbar und bedrohlich. Dann wieder erinnert das Singspiel an eine Laurie Anderson-Performance, in der die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen. Am Ende geraten auch die in drei Sprachen projizierten Texte des letzten Liedes ins torkeln und vermischen sich auf den Projektionsflächen zu einem Buchstabensalat.
Omers Reflexionen über den kreativen Prozess, in dem das Ergebnis ungewiss ist, fesseln über weite Strecken durch ihre Bühnenpräsenz. Die Ratlosigkeit, die sich auch beim Publikum ausbreitet, ist ein gesellschaftliches Spiegelbild, das uns die Künstlerin mit eleganter Distanz vorhält.
Loulou Omer: „Hinsichtlich der Frage“ am 1. Dezember 2017 im Off Theater. Weitere Vorstellungen am 5. und 7. Dezember