Kaum eine andere Persönlichkeit hat sich in so vielfältiger Weise in den Dienst der künstlerisch geformten Bewegung gestellt wie Eva Stanzl (geborene Gruber). Sie tat dies als Tänzerin, Berufseisläuferin, Choreografin, Pädagogin, Theaterwissenschaftlerin und Filmproduzentin. Die in der Fachwelt hochgeschätzte Künstlerin starb am 17. Jänner 2016 im 89. Lebensjahr in Wien.
Ausgebildet im Klassischen Tanz bei internationalen Berühmtheiten wie Wera Karalli in Bukarest und Jelena Poljakowa in Belgrad, setzte sie nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst bei den Wiener Tanzgrößen Grete Wiesenthal, Hanna Berger, Riki Raab und Toni Birkmeyer fort. Nach Mitwirkung in drei Produktionen der Wiener Eisrevue, deren Auslandstourneen sie in die Schweiz, nach Deutschland, in die Beneluxländer und nach Skandinavien führten, kehrte sie an die Tanzakademie zurück, um bei Rosalia Chladek ein Tanzpädagogik- und Choreografiestudium zu betreiben. Ihre 1954 vorgestellten Abschlussarbeiten waren „Scène du ballet“ zu Musik von Claude Debussy, „Richtungsetüde“ und „Drei kleine Stücke in Grün“ zu Musik von Boris Blacher.
Als Tänzerin war die ebenso mit Schönheit wie mit einem einnehmenden Wesen versehene Eva Stanzl in den Fünfzigerjahren im Akademietheater in Wiesenthals „Der Geburtstag der Infantin“ und am Burgtheater u. a. in Chladeks Choreografien zu „Der eingebildete Kranke“ und „Faust I“ sowie in Karl Bergeests Choreografie zu „König Hirsch“ zu sehen. 1959 erlangte sie an der philosophischen Fakultät der Universität Wien mit ihrer Dissertation „Das Ballett in der bildenden Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts“ die Doktorwürde. Ab den Sechzigerjahren Mitarbeiterin ihres Ehemanns Dr. Karl Stanzl in dessen Filmproduktionsfirma televisfilm, übernahm sie nach seinem Tod 1978 die Leitung des Unternehmens. Neben zahlreichen Kulturfilmen und ORF-Produktionen wandte sie sich auch ihrem ureigenen Metier zu und stellte Tanzfilme und das Rosalia-Chladek-Videoporträt „Aus meinem Leben“ sowie Demonstrations- und Dokumentationsvideos für die International Skating Union (ISU) her. Überdies unterrichtete sie Praktische Filmkunde am Theaterwissenschaftlichen Institut in Wien, verfasste regelmäßig Beiträge für tanzAFFICHE und war für die Internationale Gesellschaft Rosalia Chladek (IGRC) tätig.