Mit Irina Borowska ist am 25. Februar 2020 die letzte große Ballet-Russe-Ballerina im 90. Lebensjahr in Wien von der Bühne des Lebens abgetreten.
Die sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckende glanzvolle Karriere der aus Buenos Aires gebürtigen Tänzerin nahm ihren Anfang am Teatro Colón in ihrer Heimatstadt und führte sie über das in den USA agierende Ballet Russe de Monte Carlo, dem sie von 1954 bis 1960 in führender Position angehörte, zum London Festival Ballet, das bis zu ihrer Heirat 1966 mit Karl Musil und der damit verbundenen Übersiedelung nach Wien ihre künstlerische Heimat war. Bei Gastspielen dieser Kompanie konnte die Aura dieser Ballerina 1962 auch in der Wiener Staatsoper und 1963 im Theater an der Wien erlebt werden. Mit den hier getanzten Partien der Odette in „Schwanensee“ und der Sobeide in Michail Fokins „Scheherazade“ setzte sie nicht nur höchste Interpretationsmaßstäbe, sondern konnte auch die stilistische Vielfalt ihres Repertoires vor Augen führen. Zu den Höhepunkten ihrer Karriere zählte gewiss auch die 1954 erfolgte Kreation der Hauptpartie in Léonide Massines letztem seiner legendären „Sinfonischen Ballette“, „Harold in Italy“ zur Musik von Hector Berlioz. Als Pädagogin wirkte sie an der Tanzabteilung der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Irina Borowska-Musil war die Mutter von Christian Musil, ehemaliger Solotänzer der Wiener Staatsoper, und von Janina Hofbauer.
Der amerikanische Tanzkritiker George Jackson würdigte die Verstorbene mit den Worten: „Borowska war eine Ballerina mit Herz. Die Wärme ihres Klassizismus strahlte!“