Mit dem Outstanding Artist Award vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport werden Künstlerinnen und Künstler geehrt, die auffallen, beziehungsweise herausragen. Die Auszeichnung 2020 ging an die Mixed Abled Dance Initiative MAD. Wir gratulieren herzlich, auch wenn, wie so vieles andere auch, die festliche Verleihung auf Grund von Covid 19 ins Wasser gefallen ist.
Der Verein zur Förderung von Tanz und Performance für Kunstschaffende mit und ohne Behinderung wurde vor acht Jahren von Elisabeth Löffler, Cornelia Scheuer und Vera Rosner gemeinsam mit Guido Reimitz gegründet. Die drei Tänzerinnen im Rollstuhl sind in der hiesigen Tanzszene Role-Models und inzwischen über Wien hinaus bekannt.
Erhalten hat MAD den Outstanding Artist Award 2020 für künstlerische, organisatorische, wie auch theoretische Qualität. Wobei auf allen Ebenen in allen Teams Menschen mit und ohne Behinderung beteiligt sind. Ferner für die konsequente Verfolgung des Paradigmenwechsels in Kunst und Kultur, für die Erweiterung der Rezeptionsgewohnheiten, sowie für die Zukunftspläne der professionellen Ausbildungsmöglichkeit für Tanzende mit Behinderung.
MAD hat die Palette kultureller Ausdrucksformen erweitert. Tanz als direkte Kommunikationsform eröffnet Raum und vertraut dabei der Vielfalt unserer Körper. Sie entspricht unserem Da- und So-sein. Verstärkt bereitet MAD den Weg, mit Unterschieden klarzukommen und zu einer inklusiven Gesellschaft.
MAD macht Schule
Kinder sind offen, Kinder lernen schnell. Angst, Unsicherheit und Distanz verschwinden rasch, wenn Kinder bereits auf ihrem Bildungsweg mit Menschen mit Behinderung in Berührung kommen. Wenn sie die Chance bekommen, Fragen zu stellen und gemeinsam positive Erfahrungen zu machen. So ist MAD seit vier Jahren verstärkt mit dem Schulprojekt MellowYellow in Schulen präsent. Professionelle Künstler*innen Teams mit und ohne Behinderungen zeigen oft auf Methoden der Contact Improvisation basierend kleine Performances, ermutigen die Kinder spielerisch zu eigenen Bewegungsideen und flugs ändern sich alle Perspektiven. Auch die der Lehrkräfte und der Eltern.
Vor Covid 19 waren für das kommende Schuljahr 200 Aktionstage geplant. Der österreichweite Ausbau der MellowYellow-Initiative ist verstärkt in Gang. In der Erwartung, dass Politiker*innen wie Kunstschaffende konstruktiv mit von der Partie sein werden. Denn Kunst und Bildung lässt sich nicht auseinanderdividieren. „Wir lernen alle voneinander!“ Die drei Gründerinnen von MAD haben diese Erfahrung gesammelt.
MAD hat evaluiert
Im Herbst hat es eine Zwischenevaluierung gegeben. Die Lehrkräfte, die mit ihren Schulkindern den Aktionstag erlebten, haben mittels Leitfaden-gestützter Telefoninterviews das Geheimnis gelüftet: MellowYellow wird nicht nur von den Kindern hervorragend angenommen. 88% der befragten Lehrkräfte haben MellowYellow bereits an ihre Kolleginnen und Kollegen weiterempfohlen. Dank ihnen ist dieser Zwischenbericht über die Wirkung von MellowYellow nun auch aus dieser Perspektive möglich.
MAD hat mit dem Projekt MellowYellow auch in Europa Wirkung gezeigt. Die Idee hat funktioniert. Seit 2018 arbeitet MAD mit "Dance out of Line (DOOL)" auch EU weit vernetzt. Das Modell hat Nachfolger in Italien, Finnland, Slowenien und Ungarn gefunden.
MAD-Highlights 2017 bis 2020
Im Odeon Theater eröffneten Cornelia Scheuer und Sabina Holzer die WIENWOCHEN 2020 „Power and Privilege“ mit einer eindringlichen Performance um Vielfalt und Gerechtigkeit. Ein Jahr zuvor hatte „Fix me if you can“, eine humorvoll blickerweiternde und kluge Sit-Down-Comedy von und mit Elisabeth Löffler Premiere. Adil Embaby hat als erster Tänzer mit Behinderung seine pädagogische Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien begonnen. Michael Turinsky, der 2017 den Nestroy Spezialpreis „für Inklusion auf Augenhöhe“ mit der Performance „Ravemachine“ gemeinsam mit Doris Uhlich erhielt, hatte gerade mit seiner Performance „Precarious Moves“ die erste Online Stream-Premiere im Tanzquartier Wien. 2020 erhielt der Tänzer und Choreograph Rainer Hoghe den Deutschen Tanzpreis. Und Doris Uhlich - international mit "Every Body Electric" unter anderem mit Vera Rosner unterwegs - ist im vergangen Jahr damit Fokus-Künstlerin des Rhein-Main-Tanzfestivals geworden.
Eine anerkannte Ausbildung für KünstlerInnen mit Behinderung ist in Österreich zur Zeit noch Zukunftsmusik, obwohl Vorbilder in Ländern wie England, Schottland, der Schweiz oder Italien existieren. Deshalb will MAD eine institutionalisierte Ausbildung für TänzerInnen mit Behinderung etablieren und hat bereits ein diesbezügliches Curriculum für den Tanz und Performance-Bereich erarbeitet.
Lehrende, Schulleitende wie auch Kunstschaffend, die sich für das im Schulalltag nach dem Lockdown noch wesentlichere Projekt MellowYellow interessieren, können sich unverbindlich melden:
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