Ballettdirektor Manuel Legris hat keine Scheu, die Rollen immer wieder neu zu besetzen, damit alle seine Schützlinge ihr Können auf der Bühne zeigen dürfen. Die drei ausgewählten Stücke von Jerome Robbins eignen sich, wegen der vielen (aber nicht gar langen) Solopartien besonders dazu. So durfte das Publikum in der vierten (ausverkauften) Vorstellung Ketevan Papava und Roman Lazik als Solopaar in „Glass Pieces“ bejubeln
Von der Premierenbesetzung durfte man die drei Paare des ersten Teils der „Glass Pieces“ (Musik von Phillip Glass) wieder sehen: Kiyoka Hashimoto / Masayu Kimoto; Natalie Kusch /Shane A. Wuerthner, Reina Sawai / Alexandru Tcacenco. Die reine Freude.
„In The Night“ wurde von Maria Yakovleva / Masayu Kimoto, Liudmila Konovalova / Kirill Kourlaev und Irina Tsymbal / Vladimir Shishov getanzt. Welchem Paar die Palme zu überreichen ist, kann ich nicht sagen. Robbins Frauenbild war ja etwas seltsam, um nicht zu sagen, schon damals bei der Uraufführung, 1970, ziemlich veraltet. So ist mir von den drei in der Nacht tanzenden Paaren das letzte am liebsten. Hier zeigt die Frau wenigstens ein wenig Initiative und Widerstand, auch wenn sie schließlich doch in die Knie geht. Tsymbal und Shishov tanzten zu Chopins Nocturne in Es-Dur temperamentvoll und präzise.; Yakovleva bestach wie immer mit ihrer unnachahmlichen Federleichtigkeit und ihr Partner, Masayu Kimoto, hat durch seine kräftige Eleganz ohnehin bereits einen Platz in der Publikumsgunst erobert. Elegant und nahezu würdig das mittlere Paar mit Konovalova und Kourlaev. Im Pas de deux der „Glass Pieces“ trat Ketevan Papava zum ersten Mal auf. Roman Lazik, der mit Olga Esina auch die Premiere tanzte, ist ein sicherer, eleganter Partner und Papava eine hochelegante Erscheinung. Ein Sonderapplaus war den beiden sicher.
Nahezu alle Rollen in der überaus komischen Charade „The Concert“ wurden in dieser Vorstellung von „DebütantInnen“ getanzt. Bezaubernd – in diesem Fall darf das romantische Epitheton doch verwendet werden – die leichtfüßige Natalie Kusch als Ballerina. Dagmar Kronberger ist eine vornehme, noble Ehefrau. Christoph Wenzel ihr Partner. Die anderen benannten kleinen Rollen der KonzertbesucherInnen sind mit Damen und Herren aus dem Corps bestens besetzt. Sie alle schlugen sich tapfer, denn schließlich geht es in diesem burlesken Stück auch immer wieder darum, Timing und Ordnung im ausbrechenden Chaos zu halten. Bewährt und heftig beklatscht seit der Premiere: Henri Barda am Klavier und Koen Kessels am Dirigentenpult. Besonders erfreulich ist, dass Energie und Tanzfreude des gesamten Ensembles, auch wenn sich diese anstrengende Saison allmählich dem Ende zu neigt, noch nicht versiegt sind. Auch dieser vierte Abend der Ehrung für den amerikanischen Choreografen darf als Erfolg verbucht werden.
„Hommage an Jerome Robbins“, 14. Mai 2011, Wiener Staatsoper.
Nächste Vorstellungen: 29.5., 1.6. 2011