Die Geschichten sind uns im Tanz ausgegangen. Die kleine Zahl der Choreograf*innen, die sich im letzten Jahrhundert noch daran gemacht haben, neue Themen für ihre Ballette aufzunehmen, ist mittlerweile weiter geschrumpft. Die Eilfertigkeit, mit der Tanzschöpfer*innen heute ihren Abstand vom Storytelling betonen, erweckt mitunter den Eindruck, dass es im 21. Jahrhunderts nahezu ehrenrührig sei, einem Narrativ zu folgen. Die Wiederaufnahme von „Onegin“ von John Cranko, einem der letzten großen Erzähler durch den Tanz, mit dem Wiener Staatsballett beweist das Gegenteil und legt gleichzeitig den damit verbundenen Zeitgeist frei.
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Nicht immer und überall bedarf es der Worte. Es bedarf dann aber ausgeprägt anderer Fähigkeiten, um dennoch Unterhaltsames, Nachdenkliches, Humorvolles oder Feinsinniges zu kommunizieren. Die Berliner Familie Flöz verfügt über solche, um Derartiges so überzeugend zu vermitteln, dass sie nicht nur immer wieder künstlerische Gäste bei La Strada sind, sondern auch regelmäßig für volle Häuser in Graz sorgen.
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Dem Märchen im Bühnentanz mehr Raum zu geben, betrachtet Beate Vollack, Ballettdirektorin im Grazer Opernhaus, nicht nur als Notwendigkeit, sondern ist ihr auch so sehr ein Anliegen, dass sie eine Umsetzung in Form von zwei derartigen Premieren an den Beginn der diesjährigen Tanz-Saison setzt: Zwei Premieren rund um ein Thema, kreiert von zwei Choreografen für zweierlei Publikumsgruppen.
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Bernstein, Sondheim, Robbins, „West Side Story“, das Broadway-Musical von 1957, der Film von 1961: Ikonen US-amerikanischer Kultur. Kein Wunder also, dass eine Ikone Hollywoods die erste Neuverfilmung nach 60 Jahren wagt. Vermutlich hat Steven Spielberg in seiner ersten Musical-Adaption, die „dank“ Corona mit einjähriger Verspätung in die Kinos kam, sogar das meiste, wenn nicht alles so gemacht, wie man es heute machen muss. Und doch…
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Ob Schauspieler oder Tänzer – in diesem Tanz-Sprech-Stück gleichen sich alle. Sogar das Publikum hängt gedanklich zunehmend mit drin. Insgesamt sind das 30 auf Abstand isolierte Zuschauer, die der eigentlich im Mai für das Dance-Festival geplanten Uraufführung „Fäden“ noch beiwohnen dürfen. Es geht um das Verrinnen von Zeit, und darum, was Altern eigentlich bedeutet.
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Mit München verbindet die Choreografin Johanna Richter eine Menge: ihr Abschluss zur zeitgenössischen Bühnentänzerin an der Iwanson International School, das Studium der Theater- und Tanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilans-Universität und seit 1992 ein fester Lehrauftrag an der Otto Falckenberg Schule. Außerdem war sie lange in residence an der Schauburg beschäftigt, wo bis 2017 zuletzt „intimate stranger“ oder „For you my love!“ den Spielplan überlegt sinnreich rockten – in einer für Richter spezifischen Verquickung aus Schauspielerei und Tanz. Dank junger Protagonisten, die beides gut draufhaben.
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Einen unheimlich schönen Moment gibt es in dieser Herbst-Matinee der Münchner Heinz-Bosl-Stiftung für jungen Tänzernachwuchs: Da liegt ein Mädchen am Boden und singt a cappella ein italienisches Schlaflied. Zwar verrät das Programm ihren Namen nicht, aber das finale Stück „UnHeaven“ der Choreografin Martina La Ragione im Münchner Nationaltheater wird dadurch stimmlich ergreifend-famos eröffnet.