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meixnerDer Körper wohnt die Seele ein. Anlässlich des 10jährigen Bestehens der „last_friday_jam“ trafen sich tanzbegeisterte Laien und Profis vom 17. bis 19. August in Kooperation mit dem Center for Choreography Bleiburg/Pliberk zu einem Tanz-Wochenende. Unter dem Titel „occupy our body“ forschte, experimentierte und entwickelte die Jam-Community um Niki Meixner drei Tage im Grenzlandheim Bleiburg.

Bereits von weitem sind sie ein Blickfang. Wann tanzen schon Menschen zwanglos im Freien? Zu den zarten Riffs einer E-Gitarre lehnen sie aneinander, wiegen sich oder drehen sich sanft. Ebenmäßig wirken sie und verspielt, so als könne der Tanz sie von den Mühen des Alltags befreien. Unter dem guten Dutzend ist auch Performer Niki Meixner. Er lud im Rahmen von „gemmakunstschauen“ zu dieser verträumten „last_friday_jam“ auf den Villacher Drauterassen.

Jam? War das nicht der Englische Vokabel für Marmelade? Nun ja, das auch. Ursprünglich verstand man unter „jammen“ das spontane Zusammenspiel von Jazzmusikern. Anfang der 1970er Jahre taucht der Begriff im zeitgenössischen Tanz auf, als die tänzerische US-Avantgarde ihre Körper ähnlich einem Musikinstrument zu erforschen begann. Steve Paxton, einer von ihnen, entwickelte daraus die Methode der Contact Improvisation. Durch ständigen Körperkontakt sowie das Übernehmen und Abgeben des Körpergewichts entsteht ein harmonischer Bewegungsfluss ineinander verwobener Körper. Wichtige Einflüsse sind asiatische Kampfsportarten sowie Wahrnehmungstechniken, unter anderem Feldenkrais.

„Contacten und jammen stillten meine jahrelange Sehnsucht nach weicher Bewegung“, resümiert Meixner. Der 1974 geborene Villacher selbst wagte nicht, als Bub Ballett zu lernen. „Ich wollte fliegen und das Ballett entsprach am ehesten meinen Vorstellungen davon. Oft sah ich mich in meinen Träumen Anlauf nehmen, mit den Armen schlagen, den Körper nach vorne neigen und in einem 45º-Winkel abheben.“

Statt fliegen lernte er erst einmal ausgiebig zu fallen: zuerst im Judo, später in Karate und Kickboxen. Familiär vorbelastet durch seinen Vater, einem langjährigen Danträger, war ihm das Sichpositionieren, Blocken oder Zielanvisieren geradezu in die Wiege gelegt. Anfang der 90iger beendete Niki Meixner seine Sportkarriere als österreichischer Meister im Semikontakt Karate. „ Mir gefiel das Kämpfen immer dann am besten, wenn ich mit meinem Gegner in so etwas wie Tanzen kam.“

Ende der 1990er Jahre war es dann soweit. Auf einem Workshop der Kärntner Kulturinitiative Attik infizierte sich der ausgebildete Motopädagoge mit dem Contact Improvisation-Virus. Woraufhin er etliche Jahre in das damalige Contact-Mekka nach Freiburg pendelte. Dann wollte er endlich auch zu Hause jammen. Und da man es nicht alleine tun kann, gründete er kurzerhand, gemeinsam mit seiner Kärntner Tänzerkollegin Tina Gressl - die Psychologin und Performerin Tina Gressl lernte zeitgenössischen Tanz bei T junction in Wien - die „last_friday_jam“. Seit 2002 trafen sich über 1500 Tanzbegeisterte um die 100mal am letzten Freitag des Monats an unterschiedlichen Orten, um gemeinsam zu tanzen.

Traditionell startet jede Jam mit einem gemeinsamen Aufwärmen, das fließend in das individuelle Tanzen übergeht und häufig mit kleinen Showings endet. Derzeit trifft man sich im Festsaal der Klagenfurter Waldorfschule, doch es wurde auch auf  öffentlichen Plätzen und in Parks gejammt oder ländliche Regionen besucht. Phasenweise kamen viele Capoeira-Begeisterte, dann kooperierte man wieder eng mit der hiesigen Musikerszene. Seit 2006 internationalisierte sich die „last_friday_jam“. Niki Meixner vernetzte sich über die italienische Tanztherapeutin Debora Sbaiz mit der Contact-Community in Udine. Inzwischen reisen tanzfreudige Italienerinnen und Italiener regelmäßig zur last_friday_jam nach Kärnten. Im Gegenzug fuhr Niki Meixner mit Gleichgesinnten zu der jährlichen, von Debora Sbaiz organisierten Adriatic Jam in Lignano. Seit einem Jahr leiten die beiden abwechselnd eine monatliche Jam in Ljubljana. Der runde Geburtstag verspricht ein großes Fest zu werden. „Wir wollen unsere Körper wieder einmal richtig 'bewohnen', spüren und bewegen.“

„occupy our body - a research jam“, 17. bis 19. August 2012, Grenzlandheim Bleiburg

www.facebook.com (last friday jam koroska/kärnten)

www.centerforchoreography.com

Dieser Beitrag erschien in gekürzter Version am 17. August 2012 in der Kleinen Zeitung.

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