„ballett /modern / tanz #6“, ein Abend, veranstaltet von der Abteilung Tanz des Konservatorium Wien (Privatuniversität), gab im Theater Akzent einen Einblick in das breite Spektrum der Ausbildung und bot den Studierenden zugleich die Möglichkeit, sich vor Publikum zu präsentieren. Neun Schülerinnen feierten mit ihren Auftritten auch ihre bestandene Abschlussprüfung im praktischen Teil des Studiums.
Wenn Studierende aller Altersstufen – aus dem 5jährigen Vorbereitungslehrgang ebenso wie aus allen Klassen der 4jährigen Bachelor-Ausbildung – auf der Bühne tanzend ihr Können zeigen, dann darf angenommen werden, dass das Publikum, aus Geschwistern, Freundinnen, Verehrern und Eltern bestehend, wohlwollend bis begeistert ist. So war beim öffentlichen Auftritt der Schülerinnen des Konservatorium Wien (Privatuniversität) der Jubel nach den Auftritten nicht als Gradmesser zu gebrauchen. Aber die Kritik einer Schulaufführung, auch wenn neun junge Damen mit Blumen und Küssen in die freie Wildbahn einer Tänzerin entlassen wurde, obliegt auch den Lehrerinnen und Lehrern, das Instrumentarium der Kritikerin taugt dazu nicht.
Als Chance (für Tänzerinnen und Publikum) erwies sich die Idee von Abteilungsleiter Nikolaus Selimov, auch Gastchoreografen einzuladen, die mit den Studentinnen nicht allzu lang aber intensiv gearbeitet haben. Zur Eröffnung des Abends zeigten Studierende aus den oberen Klassen „Moderner Tanz“ ein „Workshop Projekt“ von Douglas Becker. Becker, ehemals Tänzer in William Forsythes Frankfurt Ballett, beruft sich mit „Hypothetical Stream“ auf die Konzepte seines einstigen Compagniechefs und lässt 13 Tänzerinnen und 2 Tänzer (die Geschlechterverteilung entspricht wohl nicht seinem Wunsch, sondern eher dem Angebot) zur Musik von Thom Willems den Bühnenraum erobern, ihn verlassen und ihn wieder besetzen. Deutlich sind hier die Unterschiede des Ausbildungsstandes zu spüren. Sich auf der Bühne im Sinne Forsythes zu bewegen, sieht nur einfach aus.
Nikolaus Adler hat gemeinsam mit den Tanzenden (SchülerInnen der Tanz- und Ballettklassen) ein Stück mit dem Titel „bright red“ erarbeitet. Eine konzise Gruppenchoreografie, die den Tänzerinnen viel Bewegungsfreiheit und Raum gibt. Allerdings etwas düster. Wenn die Solistin mit dem Benzinkanister auf die Bühne kommt, ist das Ende klar: Hellrot. Mit der fließenden, ganz der Musik ergebenen Tanzsprache von Elio Gervasi kamen die jungen (und angehenden) Tänzerinnen am besten zurecht. Für „in-movimento“ tanzten Studentinnen nahezu aller Klassen zu Klängen des schwedischen Elektronik-Musikers Mikael Stavöstrand in unaufhörlicher Wellenbewegung durch den Raum, formierten sich zu unterschiedlich großen Gruppen, zeigten kleine Soli, verschwanden, um sich wieder in den Reigen einzufügen.
Wie hart in den Tanzklassen gearbeitet wird (selbst wenn demnächst die reinen Ballettklassen aufgelassen werden, dürfen auch Studierende, die sich dem modernen Tanz verschrieben haben, das Balletttraining nicht vernachlässigen) zeigte an diesem Abend gerade die Zusammenarbeit der ganz jungen werdenden Tänzerinnen mit den bereits fertig Ausgebildeten aus der Abschlussklasse. Dass die Absolventinnen Laura Amtmann und Celia Hickey noch vor Ende des Schuljahres von Liz King für ihre nächste Produktion engagiert worden sind, ist Qualitätsbeweis genug.
„ballett / modern / tanzt #6“, ein Abend mit SchülerInnen des Konservatorium Wien (Privatuniversität), Theater Akzent, 26. März 2011.