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Die Nachmittagsvorstellung von „La Sylphide“, die vorletzte der Serie übrigens, wurde durch eine große Anzahl von Rollendebüts zu einem wahren Fest. Natalie Kusch überzeugte als kindliche Sylphide, der Denys Cherevychko als James in naiver Verträumtheit bis in den Tod folgt. Kiyoka Hashimoto tanzte eine anschmiegsame, zwar sitzen gelassene, aber schnell getröstete Braut.

In eine Nachmittagsvorstellung kann man schon mit einem mulmigen Gefühl gehen. Ist sie vor allem für Kinder gedacht (die natürlich anwesend waren und ihre Freude an den geflügelten Zauberwesen hatten), oder sollen Tänzerinnen und Tänzer ausprobiert werden, die noch nicht reif für eine „richtigen“ Abend sind? Schon nach den ersten Versuchen der bezaubernden Sylphide, den im Whiskydusel dösenden James zu umgarnen, wurde ich eines Besseren belehrt: Um 14 Uhr wird vom Wiener Staatsballett ebenso gut und konzentriert getanzt wie um 20 Uhr.

Das wussten auch die Damen und Herren des Staatsopernorchesters unter der routiniert-einfühlsamen Stabführung von Peter Ernst Lassen. Eine Spitzenbesetzung ließ sich nicht lumpen und feinste Solocantilenen und saubere Horntöne aus dem Graben aufsteigen.

Kein Debüt feierte Andrey Kaydanovskiy. Als ausdrucksstarke Hexe ist er seit der ersten Stunde im Spiel und durfte sich auch diesmal über einen Sonderapplaus freuen.

Wenn auch Irina Tsymbal (seit dem Premierenabend Erste Solotänzerin) die Verkörperung der zerbrechlichen Sylphide an sich ist, so kann sich Nathalie Kusch (Solotänzerin seit 2011) mühelos als verführerisch zarte Elfe präsentieren. Nicht so reif und wissend wie Tsymbal ihre Sylphide spielt und tanzt, und auch mit etwas weniger Differenziertheit im Ausdruck, ist sie mehr ein Kindelfchen, das sich den Spaß erlaubt, diesen unbedarften Schäfer aus seinem Schottenrock zu schütteln. Und Denys Cherevychko ist ein kongenialer Partner. Als James weiß er von gar nichts, am allerwenigsten hat er eine Ahnung von der Liebe und ihren Abgründen. Er will den Schmetterling fangen, nicht wissend, dass dann die Flügel abfallen und der Tod unabwendbar ist. Schwirrend und flatternd zeigt Kusch perfekte Technik mit weichen Bewegungen, einer schönen Rückenlinie und einem perfekten Port de bras. Cherevychkos Technik, seine flinke Beinarbeit, die sicheren Sprünge, sind über jede Kritik erhaben. Dass beide Hauptfiguren solch unangestrengte Freude am Tanzen zeigten, bescherte zusätzlichen Genuss.

Kyoka Hashimoto ist eine sehr präsente Braut, die genau spürt, dass ihr James gar nicht mehr gehört und dennoch alle Mühe daran setzt, ihn zu behalten. Leichte Ungereimtheiten zeigten sich im kraftvollen Pas de deux des ersten Aktes mit Alexandru Tcacenco und Reina Sawei. Während Tcacenco sein Rollendebüt mit Energie und Ruhe meisterte, stand Reina Sawei mit dem ihren nicht so sicher auf der Spitze, was die bezaubernde Fee des Gesanges („Dornröschen“) mit Charme wettzumachen wusste.

Gestützt wurden alle diese Rollenneulinge vom bewährten Ensemble und den drei Solo-Sylphiden (Marie-Claire D’Lyse, Alena Klockova und Andrea Némethová).

So wie Kusch hat auch Nina Poláková bereits die Effie (James’ Braut) getanzt, bevor sie am 23. Jänner als Waldfee debütierte. In der Abendvorstellung des 29. Jänner durfte sie mit Romane Lazik (James) und Prisca Zeisel (Effie) die letzte „Sylphide“ der Saison tanzen.

„La Sylphide“, die letzten Vorstellungen der Saison in der Staatsoper. Gesehen am 29. Jänner, 14 Uhr.

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