Mit der Präsentation eines Buches über Tanz die Toleranz, einem zweiteiligen Performance-Abend mit insgesamt 120 teilnehmenden TänzerInnen und anschließender Disco für Alle wurde das zwölfjährige Bestehen und auch Überleben dieses Programms zur aktiven sozialen Inklusion gefeiert. Ein herzerwärmender, ermutigender Abend.
Die Caritas der Erzdiözese Wien unterstützt seit nunmehr zwölf Jahren die kostenfreie Partizipation an Kunst und Kultur und damit soziale Inklusion, indem sie wirklich jedem, völlig unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion und auch Vorbildung ermöglicht, gemeinsam mit Anderen zu tanzen. Künstlerische Tanz-Projekte schaffen Räume für gegenseitiges Kennenlernen und Kommunikation, für den Abbau von Vorurteilen und das Entdecken und Leben von Gemeinsamkeiten. Das nun von der Caritas herausgegebene Buch „Tanz die Toleranz“ dokumentiert mit vielen stimmungsvollen Bildern und sparsam eingesetztem Text die Arbeit dieses Programms. Edith Wolf-Perez moderierte, einfühlsam alle Beteiligten einbeziehend, die Buch-Präsentation, zu der die loyalen WegbegleiterInnen des Projektes gekommen waren: der einstige Initiator des Projektes, damals Bereichsleiter in der Caritas, Werner Binnenstein-Bachstein; Royston Maldroom, der Choreograf der ersten, anlässlich der Eröffnung der Wiener Festwochen 2007 aufgeführten Arbeit mit über 250 Teilnehmenden und seitdem künstlerischer Berater von Tanz die Toleranz; Tamara McLorg, die als weltweit im Community Dance tätige Choreografin das Wiener Projekt mitaufgebaut hat; Monica Delgadillo Aguilar, künstlerische Leiterin und Choreografin von Tanz die Toleranz seit 2011; Corina Payr, Tänzerin bei Tanz die Toleranz, die das Konzept und Gestaltung des Buches entwickelt hat: und der Tänzer und Fotograf Amin Khawary. Die Freude über das Erreichte und der Stolz darauf, trotz vieler, vor allem finanzieller Probleme eine kontinuierliche Arbeit geleistet und über 14.000 Teilnehmende involviert zu haben, prägten die mit warmem Applaus bedankte Gesprächsrunde.
„The eagle has landed“ taufte Monica Delgadillo Aguilar ihre bereits sechs Tage zuvor beim Saisonfinale des Festspielhauses St. Pölten aufgeführte Arbeit, die das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung zum Anlass nimmt, die Träume der Menschen von den ganz großen, aber eben auch von den scheinbar weniger bedeutenden Dingen des Lebens tänzerisch zu beschreiben. 21 TänzerInnen unterschiedlichen Alters illustrieren zum Original-Kommentar Neil Armstrongs und einigen mondigen und erdigen Pop-Songs ihre individuellen und kollektiven Sehnsüchte und Träume. Ein neunjähriges Kind, anfangs als Astronaut verkleidet, glänzte mit akrobatischen Einlagen und wurde sprichwörtlich auf Händen getragen. Kräftige Symbolik.
Die zweite, ebenfalls unter der künstlerischen Leitung von Monica Delgadillo Aguilar und der choreografischen Mitarbeit von Alessandra Tirendi, Cornelia Voglmaier und Juliett Zuza entwickelte Arbeit war „NO LOST LOVE“, getanzt zu Musiken von u. a. von Satie, Purcell, Richter und Songs diverser Kulturen. Kinder, die Tiere darstellen, intensive Duette bis zu starken Massenszenen bestimmen diese Choreografie, die mit ständig wechselnden Besetzungen Begegnungen, Zögern, Vorsicht, Angst, Aufeinander Zugehen, Ablehnung, Offenheit, die Entdeckung von Liebe beschreibt. Besonders berührend waren Momente, da 120 TänzerInnen aus alles Welt und allen Alters, denen ihre Herkunft und ihre individuellen Lebensgeschichten in ihre Gesichter und Körper geschrieben stehen, die große Bühne füllen. Trennendes kann überwunden werden, mit Respekt und Wertschätzung, und mit Liebe. Das begeisterte Publikum wusste darum.
„Wenn wir miteinander tanzen können, können wir miteinander leben.“ Dieser Satz von Royston Maldroom beschreibt prägnant den Geist des Programms „Tanz die Toleranz“, das über die gemeinsame künstlerische Arbeit und, sehr wichtig, die De-Rationalisierung und den Kontakt zu seinen Gefühlen Verbindendes und Einendes entdecken will, um es im Tanz, vorerst nur hier, zu leben. Soziale Integration im besten Sinne, erweitert noch um nationale und internationale Kooperationen, möglich gemacht durch das Engagement von durch humanistische Werte geleiteten Menschen. Ins Leben gestellte Utopie. Beispielhaft.
Tanz die Toleranz, Buchpräsentation und Aufführung "No Lost Love" in der Brotfabrik Wien am 13. Juni 2019.