Das designierte Leitungsteam der Oper Graz hat das Programm seiner ersten Saison 2015/16 vorgestellt: Neben Intendantin Nora Schmid und dem Ballettdirektor Jörg Weinöhl ist Chefdirigent Dirk Kaftan der Dritte in der Runde, der allerdings dem Grazer Publikum schon seit 2013/14 bekannt ist. Die gemeinsam ausgesuchte „Vielfalt an Klängen und Geschichten“ solle dem Publikum „nahe gehen“, wünscht sich Schmid.
Dass dies gelingen könnte, wurde bei der dichten Präsentation eines schillernd-stringenten Programms nicht zuletzt durch die engagierte Lebendigkeit glaubhaft und vor allem auch Neugierde erweckend vermittelt. Außerdem handle es sich durchwegs um Themen, die das Heute betreffen und in dieser Art ausschließlich für die Oper Graz entstehen konnten, also ortsimmanent sind. Die Anzahl der Vorstellungen sei in etwa gleich geblieben.
Das tänzerische Angebot kann in vier Bereiche unterteilt werden, allesamt firmierend unter „ Ballett“. Gleich zu Beginn der Saison, am 10.Oktober 2015, eröffnet Ballettdirektor Jörg Weinöhl seinen Programmreigen mit „Der Liebe Schlaf – Ein Dornröschen Ballett“, dem altbekannten, aber neu erzählten Märchen in seiner Choreographie zu Barockmusik. Inhaltlich fokussiert Weinöhl auf die 13. Fee, das Unbewusste, das Unbekannte, das er integrieren will: mittels zeitgenössischem Tanzvokabular und klassischem Spitzentanz. Eine Uraufführung zu Musik von Franz Schubert – „in großer, tiefer Verbeugung vor ihm“ – und Isabel Mundry erfolgt am 1.April: „Und der Himmel so weit – Ein Ballettabend für Franz Schubert“ und wiederum choreographiert von Weinöhl. Er wolle, dass die Worte einiger ausgewählter Lieder zu Tanz, Leitmelodien aus dem symphonischen Werk neu erfahrbar werden und, dass sie auch im Hier und Jetzt ankommen, Fragen stellen. So die Gedanken Weinöhls, die sich mit den Tänzern verfestigen sollen.
„Komm mit…!“ nennt sich eine choreographische Exkursion des Ballettdirektors mit seinem Ensemble und dem Publikum im Juni 2016 ins Schloss und den Park Eggenberg, wobei diese einzelnen Plätze neben einem Eingehen auf den Ort Ausgangspunkte für wechselvolle Dialoge zwischen TänzerInnen und ZuseherInnen werden sollen und auch eine besondere Art der Nähe zwischen diesen entstehen lassen könnten.
Eine, die Weinöhl, wenn auch von anderer Qualität, in der Veranstaltungsreihe „ Tanz ganz nah“ (Studiobühne) ebenso evozieren will: Ein Heranführen an Formen und Themen des klassischen Tanzes nämlich. Außerdem wird in diesem Rahmen von über das Jahr verteilten Terminen den TänzerInnen die Möglichkeit geboten, eigene Strukturen in Choreographien zu entwickeln. Das Stärken derartiger Potentiale sei ihm insbesondere bei jungen Tänzern zum Sammeln von Erfahrungen überaus wichtig.
17 TänzerInnen werden es sein, die das zukünftige Ballett der Oper Graz ausmachen. Sechs von ihnen sind neu verpflichtet. Die Entscheidung über den Austausch jedes einzelnen fiel übrigens im Zuge von Trainings, die Weinöhl leitete (er stand 20 Jahre lang selbst als Tänzer auf der Bühne) und einem jeweils einstündigen Gesprächen unter vier Augen.
Wie wichtig ihm ein tägliches, intensives Training für eine entsprechend fundierte Basistechnik ist, unterstreicht er auch durch das Engagement einer Ballettmeisterin neben einem Ballettmeister. Was nichts daran ändert, dass ihm eine lebendige Tanzkunst in Verbindung von Spitzentanz und moderner Tanztechnik wichtig sei.
Mehr zum Programm im Grazer Opernhaus ist nachzulesen im „Opern Saisonal“, einer ansprechend gestalteten Broschüre, die abwechslungsreich und dem jeweils Besprochenem angepasst, das Jahresprogramm übersichtlich und heutig präsentiert, und auf der Homepage.