Am 22. Jänner startet ARTE seine neue Serie „Tanzwelten“ mit einem musikalisch-tänzerischen Programm an drei aufeinander folgenden Sonntagen. Am 22. Jänner wird der Ballett-Thriller „Bolshoi Babylon“ ausgestrahlt, eine Dokumentation über das Bolshoi Theater als russische Parallelgesellschaft. Am 29. Jänner wird ein Portrait der internationalen Startänzerin Polina Semionova gezeigt, und am 5. Februar ist ein Mitschnitt von „Schwanensee Reloaded – Tschaikowsky Meets Streetdance“ zu sehen.
„Bolshoi“ heißt groß, doch das Prestige-Theater ist Russland en miniature. Der Säureangriff auf Ballettchef Sergei Filin 2013 schockte die Welt, und dieser zeige nicht nur, „dass das Ballett krank sei, sondern das ganze Land“; er sei „ein Omen für das künftige Elend“, sagt ein Direktionsmitglied im Film. „Wir leben in einem Staat voller Korruption. Überall geht es um Geld, überall geht es um Netzwerke und Bestechung“, und dieser Befund könne auch für das Theater gelten. Regisseur Nick Read montierte in seinem Film „Babylon Bolshoi“ die mutigen, offenen Aussagen von Ensemblemitgliedern wie Maria Allasch, Maria Alexandrova oder Nikolai Tsiskaridze, von dem nach dem Skandal neu bestellten Direktor Vladimir Urin und anderen zu einem Schwindel erregenden Narrativ, in dem Intrigen, Eifersucht und Korruption den Ton angeben. Dass diese Geschichte als Thriller gelesen wird, liegt nicht zuletzt am dramaturgisch hervorragenden Soundtrack. Dem gegenüber hat Read die Magie des Theaters mit opulenten Bildern von den Ballettaufführungen eingefangen.
Die Mächtigen lieben das Bolshoi Theater, die Nähe zum Kreml ist nicht nur geografisch. Die politische Einflussnahme von ganz oben geht bis hin zur Einmischung in das Programm und in die Besetzungslisten. Der ehemalige Premierminister Dmitri Medwedew sieht das so: „Das Bolshoi Theater ist das Wahrzeichen unseres Landes. Es vermittelt ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Russland, dem Vaterland. Das Bolschoi ist unsere Geheimwaffe, die wir in die unterschiedlichsten Länder entsenden … Denn es handelt sich dabei um etwas Universelles. Die Sprache des Balletts, die Sprache der Oper, die versteht jeder. Und wir werden sie definitiv weiternutzen um unsere Ziele zu erreichen. Da können Sie sich sicher sein.“ Das könnte man auch als Drohung verstehen …
Auch Polina Semionova träumte als Ballettelevin vom Bolschoi-Theater, doch das Angebot des designierten Ballettchefs Vladimir Malakhov sie von der Schule weg als Erste Solistin ans Berliner Staatsballett zu holen, konnte sie doch nicht ausschlagen. Damit ist sie den Abgründen entkommen, die der Film „Bolshoi Babylon“ offen legt und so kann man wohl sagen: Glück gehabt! Die Dokumentation „Polina Seminionova: Primaballerina zwischen New York und Berlin“ zeichnet anhand von aktuellen Interviews und Archivmaterial den Werdegang dieser außergewöhnlichen und charismatischen Tänzerin und Frau sowie ihren Konflikt zwischen Karriere und Privatleben nach.
Die Serie der Tanzfilme endet am 5. Februar mit „Schwanensee Reloaded – Tschaikowsky Meets Streetdance“ von Frederik Rydman, der zur Zeit mit „The Nutcracker Relaoded“ auf Tournee ist und damit unter anderem von 23. bis 28 Jänner im Museumsquartier Wien gastiert.
„Tanzwelten“ bietet außerdem am 29. Jänner das Festkonzert aus Mumbai zum 80. Geburtstag des Dirigenten Zubin Metha, der Maurice Ravel dirigiert. Am 4. und 5. Februar wird das Abschlusskonzert des Klassikfestivals „La Folle Journée de Nantes“ 2017 übertragen. Zu hören sind „Volkstänze der Klassischen Musik“, gespielt vom Lettischen Nationalorchester unter Andris Poga und dem Ural Philharmonic Orchestra unter Dmitri Liss.
„Tanzwelten“ auf arte. Die Tanzfilme:
22. Jänner, 23.05h: „Bolshoi Babylon“ (Wiederholungen am 03. Februar 2017, 2.05h und 12. Februar 2017, 5.00h), 29. Jänner, 0:55h: „Polina Seminionova: Primaballerina zwischen New York und Berlin“, 4. Februar, 23:55h: „Schwanensee Reloaded – Tschaikowsky Meets Streetdance“ (Wiederholung am 17. Februar 2017, 5.00h)