Ausstellung: Die amerikanische Künstlerin Sharon Lockhart zeigt im Augarten Pavillon ihre Auseinandersetzung mit dem Werk der israelischen Choreografin und Tanztheoretikerin Noa Eshkol. Eshkol, verstorben 2007, ist vor allem durch die Eshkol-Wachmann-Movement-Notation (EWMN) bekannt geworden, die sie gemeinsam mit dem Architekten Avraham Wachmann konzipiert hat.
Die in Los Angeles lebende Sharon Lockhart liebt es, alltägliche Szenen zu beobachten und diese in Experimentalfilme und Fotografien umzusetzen. 2008, ein Jahr nach Eshkols Tod, entdeckte sie das Eshkols Archive in Eshkols Wohnhaus in Holon. Die Bewahrerinnen des Erbes führten ihr eine von Eshkols Choreografien vor, die ohne Musik, nur von einem Metronom begleitet, getanzt wurden. Fünf mal in der Woche wurde mit der kleinen Truppe trainiert, Aufführungen fanden nur im eigenen Haus statt. In den 1950 Jahren hat Eshkol gemeinsam mit Wachman eine Bewegungs-Notation erstellt, die sich nicht nur auf Tanz sondern auf jede Bewegung, ob Mensch, Tier oder Maschine, anwenden lässt. Das Bezugssystem ist ein Kugelmodell mit Koordinaten an den Außenseiten. So können die unterschiedlichen Regungen jedes Körpergliedes in den sphärischen Modellen platziert werden.
Lockhart hat die Originalkugeln fotografisch festgehalten und zeigt die Bilder gemeinsam mit Eshkols Patchworkteppichen. Die Choreografin sammelte nämlich auch Stoffreste und arrangierte diese zu einem bunten abstrakten Stoffbild. Die Tänzerinnen fertigten aus den Flicken mit Nadel und Faden ein Textilkunstwerk. Das erste Mal werden in Wien (und gleichzeitig im Jüdischen Museum von New York) Eshkols tanztheoretische und textile Arbeiten gemeinsam ausgestellt. In ebenfalls gezeigten Videos hat Lockhart überdies fünf Choreografien von Eshkol festgehalten, die ihre Tänzerinnen ohne Musik, nur von einem tickenden Metronom begleitet, auftreten ließ. Die strenge Form der Tanzes und konzise Theorie stehen in erstaunlichem Gegensatz zur vollendeten Schönheit der abgebildeteten Kugelmodelle und der fröhlichen Wärme der bunten Wandteppiche.
Das Anliegen von Sharon Lockhart, so sagt sie, sei allerdings nicht eine Retrospektive der Arbeiten Eshkols oder eine Dokumentation ihrer Hinterlassenschaft, sondern ihre eigene Interpretation und das neue Werk, das daraus entstanden ist.
Sharon Lockhart | Noa Eshkol: Thyssen-Bornemisza Art Comtemporary-Augarten, TBA 21, Scherzergasse 1A, bis 24. Februar 2013, Donnerstag bis Sonntag: 12–19 Uhr. Die Ausstellung wird durch ein reichhaltiges Begleitprogramm ergänzt.