Heinrich von Kleists erfolgreichstes Stück, „Das Käthchen von Heilbronn“ kann auch heute noch faszinieren und bestens unterhalten. Burgschauspielerin Maria Happel hat es mit einer Prise Ironie für die Perchtoldsdorfer Sommerspielen inszeniert. Passend vor der Fassade der Burg.
Störrisch ist sie, undurchschaubar und naiv, das Käthchen aus Heilbronn. Wie in Trance rennt sie hinter dem angehimmelten Grafen Wetter von Strahl her, setzt sich über alle Konventionen hinweg und erobert ihn schließlich. Dem Vater gefällt das nicht, er meint der Graf habe seine Tochter verzaubert. Aber alle konnten sehen, dass das Käthchen freiwillig hinter dem Grafen hergelaufen ist. Doch der Graf schaut auf eine andere Braut. Die ist zwar nicht von Liebe durchglüht sondern von Besitzgier. Sie schickt das Käthchen mitten ins Feuer und ist ziemlich betropetzt, als das verliebte Kind die Flammenhölle lebend verlässt. Und weil das Ritterschauspiel (uraufgeführt 1810 im Theater an der Wien) auch ein Märchen ist, erkennt der Graf nicht nur die schwarze Seele der Kunigunde sondern auch die wahre Herkunft des Käthchens. Der Kaiser ist ihr Vater: One-Night-Stand in Heilbronn. Der Herrscher muss bereuen, die Tochter anerkenn, Käthchen ist rehabilitiert und darf den Grafen heiraten.
Regisseurin Happel gibt dem Sommertheater was des Sommertheaters ist, lässt die Ritter als ihre eigenen Pferde wiehern und galoppieren, in Zeitlupe kämpfen und auch Donner und Blitz erzeugen. Anna Unterberger wird als Käthchen gelobt, Veronika Glatzner ist eine richig gemeine Kunigunde und Nikolaus Barton ist ein etwas ungehobelter Graf. Nur das Wetter, das hat Happel nicht im Griff, doch dass Sommerspiele ein Risiko bergen ist nichts Neues. Für die letzten drei Vorstellungen ist die Prognose jedoch vielversprechend.
„Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe“ von Heinrich von Kleist in der Inszenierung von Maria Happel. Burg Perchtoldsdorf.
Letzte Gelegenheiten: 31.7., 1. und 2.8. Karten: