Regisseur Stephanus Domanig hat mit seiner Kamera ein Jahr lang acht Mädchen der 5. Klasse an der Ballettschue der Wiener Staatsoper begleitet und ihre Hoffnungen, Wünsche, Ambitionen, Konflikte, Niederlagen und Verzweiflung dokumentiert. Der daraus entstandene Film „Just Ballet“ gibt einen berührenden Einblick in die Welt angehender Ballerinas. TV-Premiere ist am Samstag, 28. April ab 20.15 Uhr in 3sat.
Natascha, Krystina, Dina, Danielle, Masha aus Wien, Madoka aus Tokio und Diana aus Bukarest teilen einen Traum: sie alle wollen Ballerina werden. Dafür scheuen sie keine Mühen und keinen Einsatz, stellen sich mit eiserner Disziplin und erstaunlicher Reife den Herausforderungen, die die Doppelbelastung Ballettausbildung und Schulabschluss bis zur Maturareife an sie stellt, den Schmerzen, die das Tanzen ihnen zufügt, die Müdigkeit, die sie oft ans Ende ihrer Kräfte treibt. Diese Kunst ist erbarmungslos – Klassenlehrerin Gabriele Haslinger weiß es selbst, wurde ihr Traum vom tanzen doch zu Beginn einer vielversprechenden Karriere aufgrund zahlreichen Operationen zerstört. Vielleicht ist sie, die die Härte des Berufs mit voller Wucht zu spüren bekommen hat, gerade deshalb eine so gute Pädagogin, die streng, aber doch motivierend die Schülerinnen fordert und fördert. Wie gut den jungen Frauen die Jazzstunden mit Carole Alston-Bukowski tun, ist ebenso sichtbar. Da lösen sich die angestrengten Mienen in einem befreiten Lächeln auf, wenn die Lehrerin ihre Soul-Stimme im Unterricht erklingen lässt, und mit ihrem tiefen Verständnis für die Welt ihrer Schützlinge ist sie die Seele der Ballettschule, die trotz konzentrierter Arbeit Erleichterung in den mühevollen Alltag bringt.
Illusionen halten sich in der Ballettwelt nicht lange. Das Image von der schwerelosen Ballerina im zarten Tutu ist nur durch einen langen Moloch an Training und Entbehrungen zu erreichen. Dafür ist der angestrebte Moment auf der Bühne vergleichsweise kurz.
In dem Film „Just Ballet“ gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei. Vielmehr werden die Widersprüche, die eine Ballettausbildung mit sich bringt, respektvoll angesprochen und – das ist das Spezielle an diesem Film – aus Sicht der jungen Frauen erläutert. Dass man dafür eine 5. Klasse gewählt hat, ist besonders spannend. Es ist die erste Oberstufenklasse. Die Mädchen stehen nun nicht mehr unter „Kinderschutz“, sondern haben ihren ersten Schritt in die professionelle Tanzwelt erreicht. Nun wird der Tanz endgültig zum Hochleistungssport. Dabei liefern sich die Hormone in den pubertierenden Körpern einen weiteren Kampf. (Eine Schülerin dieser Klasse war übrigens Prisca Zeisel, die bereits 2011/12 ins Wiener Staatsballett aufgenommen wurde.)
Neben den Tänzerinnen kommen auch die Eltern zu Wort, die die Entscheidung ihrer Töchter von begeistert bis skeptisch aufgenommen haben, aber nun in vollem Umfang unterstützen – denn diese Kinder nehmen (auch) zu Hause eine besondere Rolle ein. Dass das Filmteam während der Ferien Madoka nach Japan und Diana nach Rumänien begleiten und sie im Kreis ihrer Familie zeigen konnte, führte zu besonders berührenden Momenten in der Dokumentation.
„Just Ballet“ von Stephanus Domanig nach einer Idee von Johnnie Opfer-Behiri. Eine Produktion der Seven-Film in Koproduktion mit ZDF/3sat.
TV-Premiere am 28. April 2012 auf 3sat. . Eine Klasse – ein Jahr, 1. Teil Winter 20.15 Uhr, Eine Klasse – ein Jahr, 2. Teil Sommer 21.10 Uhr.