Sie sind zwischen 12 und 30 Jahre alt, sie kommen aus unterschiedlichen migrantischen Backgrounds und es einen sie zwei Dinge: sie sind Männer und sie tanzen gerne. Die Regisseurin Corinne Eckenstein ist mit ihnen der Frage nachgegangen, was es für sie bedeutet, Mann zu sein. Da kommen altbekannte Klischees ebenso zum Ausdruck wie Verletzlichkeit und ohnmächtige Wut.
Sie beatboxen und rappen. Sie sind Breaktänzer oder üben sich im Ballett. Flavio de Pina Soares de Carvalho, Hisham Morscher, Richard Schmetterer, Futurelove Sibanda, Joaquin Ylo, Adil Embaby, Ben Pascale und Yu Lei sind sexy, meistens ziemlich laut und anarchistisch. Das Bühnenbild von Andreas Pamperl, metallene Bänke unterschiedlicher Höhe, wird durch den Raum geschoben und geräuschvoll zu immer wieder zu neuen Anordnungen gruppiert. In dieser Gruppe (angehender) Männer wird viel miteinander gerangelt und gebuhlt. Doch mitunter können die Burschen auch ganz verträumt in die Gegend schauen und lyrische Balladen singen.
Des Mannes Bild, das in „Boys don’t cry“ untersucht und hinterfragt wird, versucht Regisseurin Corinne Eckenstein (Theater Foxfire) mit ihren Darstellern anhand einer Nummernrevue auf die Schliche zu kommen. Es bleibt freilich so fragmentiert wie ihre Protagonisten. Denn ob vor der Pubertät, mitten drin oder danach – das Rollenklischee der Männer hält zwar nicht mehr, bestimmt aber noch immer viele ihrer „männlichen“ Aktionen.
Die Darsteller sind allesamt hinreißende Selbstdarsteller und präsentieren sich sichtlich gerne auf der Bühne. Schade nur, dass das Geschehen auf der oberflächlichen Lustigkeitsebene blieb und nicht wirklich zu berühren vermochte. Denn der 80-minütigen Szenencollage fehlten der rote Faden und eine stringente Gestaltung, und blieb hinter den Fähigkeiten dieser jungen Männer wohl auch zurück.
Theater Foxfire „Boys don’t cry“ im Dschungel Wien, 9. Oktober 2012, Weitere Vorstellungen: 12. Oktober, 15., 16. und 18. Jänner 2013