In punkto intellektuellem Ansatz ist die Choreografin Silke Grabinger dem Komponisten Bernhard Lang gefolgt. Für seine „Monadologie XVIII ‚Moving Architecture’“, das konzeptuell auf der proportionalen Umsetzung der Seitenansichtspläne des Austrian Cultural Forum in New York Citiy von Raimund Abraham beruht, hat Grabinger eine Tanznotation geschrieben, nach der sich die beiden Tänzer Barbara Vuzem und Matej Kubus sowie die Musiker des Ensembles Phace bewegen, zum Teil mit reduzierter musikalischer Begleitung oder auch ohne.
Wie konzeptuell sie auch sein mag, Bernhard Langs Musik hat Drive. In der Komposition klingt manchmal ein Musical an, dann hört man Fetzen von Dylans „Like a Rolling Stone“, das Werk ist immer rhythmisch und fordernd. Dagegen verfolgte Silke Grabinger bei ihrer Inszenierung ein statisches Konzept, bei dem die zwei Darsteller zusammen mit den Musikern im Orchester sitzen. Alle sind weiß gekleidet, alle haben ihren Kopf einbandagiert im Stil einer Hellnwein-light-Version (Kostüme Bianca Fladerer).
Grabingers Bewegungsnotation besteht vorwiegend aus einer Reihe von Hand- und Kopfgesten, der Oberkörper rollt hinunter und wieder hinauf. Hin und wieder stehen auch die Musiker auf, um in der Hüfte einzuknicken. Dieses Repertoire wird immer wieder unterschiedlich gemixt und wiederholt. Bewegungen aber haben eine andere Dynamik als die Töne, die Musiker mit ihren Instrumenten produzieren. Auch wenn die Gesten vom Dirigenten (Joseph Trafton) gesteuert werden, wirken sie zur Musik asynchron, da ihre Ausführung länger dauert. Am besten funktioniert daher auch das „a capella Ballett“, bei dem das gesamte Orchester nur die Bewegungsnotation umsetzt. Im Gegensatz zu Langs abwechslungsreicher Musik wird die Gestik bald uninteressant, auch wenn die beiden Tänzer ihre angestammten Plätze verlassen um beispielsweise um das Orchesterpodest herumzurennen.
Graphische Videoprojektionen von Peter Thalhamer sind sparsam eingesetzt, wirken aber eher bemüht als inspiriert. Überzeugend hingegen das Ensemble Phace mit ihrer musikalischen Interpretation und vor allem die Sängerin Daisy Press mit ihrer facettenreichen Stimme. Aus dieser Musik wäre tänzerisch wohl viel mehr herauszuholen gewesen.
Bernhard Lang, Phace & Silke Grabinger: „Monadologie XVIII ‚Moving Architecture’“ am 18. November im Tanzquartier Wien in Kooperation mit Wien Modern