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traviataPuren Operngenuss ohne störendes Regietheater, dafür aber mit Charme und Augenzwinkern - das kann man meistens im Letzten Erfreulichen Operntheater (L.E.O.) erleben. In der neuen „Traviata“ lässt es sich wunderbar mit Melanie Wurzer als Violetta und Stefan Fleischhacker als Alfredo mitweinen. Auch Tränen des Lachens fließen zahlreich, dank des herrlich trockenen Humors von Conferencier Paul Müller.

Hier geht es um das spezielle Genre der Oper, um inbrünstigen Gesang als Ausdruck von Lebensfreude, und da soll nichts Unnötiges stören. Nicht einmal ChorsängerInnen und Statisten, wie es das Libretto vorsehen würde. Wozu gibt es denn das Publikum? „Libiamo“ kennen alle Verdi-Fans und können das genauso singen, unterstützt durch ein Glas Wein, das man im L.E.O. ja samt Schmalzbrot im Zuschauerraum genießen darf.

Auch ein Orchester braucht man hier nicht, denn die beherzten PianistInnen ersetzen es bravourös, wie diesmal Kaori Asahara. Und Doppel- bis Mehrfachrollen sind ja sowieso üblich im L.E.O., und so gibt sie auch noch Violettas Kammerzofe, wenn gebraucht. Conferencier Müller singt zwischendurch mit Zylinder und Monokel auch den Vater Giorgio Germont mit samtenem Bariton.

In Plüschatmosphäre des späten19. Jahrhunderts singt sich Sopranistin Melanie Wurzer engagiert dem tödlichen Finale ihrer Schwindsucht entgegen, recht präzise intonierend und insgesamt beachtlich. Die Violetta ist ja eigentlich eine schwierige Partie, da sie im Grunde zwei Fächer erfordern würde, einen lyrischen und einen dramatischen Sopran.
Hausherr Stefan Fleischhacker unterstützt sie in all seine Routine mit Verve, und mit Paul Müller zusammen erfreuen sie alle das Publikum mit den wunderbaren Melodien Verdis. Dass Szenen und Rollen weggelassen werden – geschenkt, denn nicht einmal in der Staatsoper sieht man etwa den Zigeunerchor oder Chor der spanischen Stierkämpfer. Und Ballette werden ja ohnehin meistens rigoros gestrichen.

Ein anrührender, vergnüglicher und bezaubernder Abend, der sogar noch ein bisschen mehr Schmiere gut vertragen würde. „La Traviata“, die vom Weg Abgekommene, darf ruhig cheesy sein!

"La Traviata" am 10. September im L.E.O.

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