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murskasobotaBereits zum neunten Mal stemmt Matjaž Faric das Festival Fronta in Murska Sobota, einer Kleinstadt im Nordosten Sloweniens, nur fünfzehn Kilometer von der österreichischen und ungarischen Grenze entfernt. Das Festival soll ausdrücklich zeitgenössischen Tanz in eine ländliche Region bringen, die üblicherweise kulturell benachteiligt ist. Viel Bewegung also, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen.

Die heurige Ausgabe, und darüber ist Faric besonders glücklich, steht ganz im Zeichen von „physicality“. „Für mich ist Tanz eng mit Bewegung verbunden“, erzählt der Endvierziger, der in Maribor Ballett studierte und danach die Palucca Schule in Dresden absolvierte, im Interview. „Ich bin froh, dass sich zeitgenössischer Tanz wieder vermehrt von konzeptuellen Non-Dance-Formaten zu reinem Tanz verschiebt.“

So werden der Franzose Sebastien Ramirez und die deutsch-koreanische Honji Wang zur Eröffnung in „Borderline“ die Grenzen der Schwerkraft mit Hilfe von Seilen überwinden. Auch Genregrenzen setzen die beiden durch die Vermischung von urbanem Tanz mit zeitgenössischem Bewegungsvokabular außer Kraft. Die katalanische Kompanie La Intrusa Danza kondensiert ihre Körperlichkeit wiederum zum Abschluss des Festivals im Duett „Staff“ in Beziehungsmustern der Geschlechter.

Dazwischen zeigt das Festival Fronta heuer überdurchschnittlich viele Produktionen von Studierenden. Teils war diese Programmierung eine pragmatische Reaktion auf die drastischen Subventionseinschnitte infolge der Krise, teils ein visionäres Zeichen für eine Zukunft durch Nachwuchsförderung. Gezeigt werden keine Short-Pieces aus Semesterabschlussveranstaltungen, sondern eigens von bekannten Choreografinnen und Choreografen entwickelte Tanzstücke. Zagreb und Ljubljana sind mit Arbeiten aus zwei Gymnasien mit zeitgenössischem Tanzschwerpunkt vertreten. Prag, Linz und Salzburg präsentieren Choreografien, die im Rahmen von Hochschulausbildungen entwickelt wurden. Unter anderem tanzt die postgraduate Kompanie Bhodi Project vom Salzburger Sead Robert Clarks Trio „same, difference, again“. Abgerundet wird Fronta mit täglichen Tanzklassen aus Yoga, Contemporary und Komposition, einer Diskussion über strukturelle Rahmenbedingungen von zeitgenössischem Tanz sowie zwei Partys.

„Ich möchte Murska Sobota mit Tanz im positiven Sinne überfluten“, wünscht sich Matjaž Faric, denn Aufführungen passieren in der ganzen Stadt, im Freien wie indoor. Abgesehen davon soll das künstlerische Level trotz Sparmaßnahmen gehalten werden. Beides könnte gelingen.

Festival Fronta, 28. bis 31. August 2014, Murska Sobota, Slowenien

Dieser Beitrag erschien in einer gekürzten Fassung am 27. August in der Kleinen Zeitung.

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