Der 7. Band der Schriftenreihe der Fotoabteilung in der Albertina, Beiträge zur Geschichte der Fotografie in Österreich“, ist der Tanzfotografie gewidmet. Genauer, Fotos der beiden Tänzerinnen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr, die nahezu zehn Jahre lang als Paar in Wien und Salzburg große Erfolge feierten. Drei fundierte Textbeiträge erinnern an den Bühnentanz der späten 20er und frühen 30erJahre des 20. Jahrhunderts.
Ausgehend vom Nachlass Hedy Pfundmayrs, den das Photoinstitut Bonartes (Wien) erworben und zur Verfügung gestellt hat haben die Wissenschaftlerinnen Magdalena Vukovic, Kuratorin am Photoinstitut Bonartes und Projektleiterin, Andrea Amort und Ines Rieder in intensiver Zusammenarbeit nicht nur die Spuren der Tänzerinnen Losch und Pfundmayr in der Fotografie verfolgt und in einen medienhistorischen Zusammenhang gestellt, sondern auch Zeit, Leben, Kunst und Zeit der beiden Tänzerinnen lebendig gemacht.
So erzählt Vukovic vom Wechselspiel zwischen Tanz (der Hände vor allem) und Fotografie; Amort referiert über die künstlerische Bedeutung der „Ballettstars aus Wien im Sog der Moderne“ und die auf lesbische Lebenswelten spezialisierte Schriftstellerin Ines Rieder befasst sich mit dem Thema der lesbischen Konnotationen im Tanz und besonders in der Sprache der Hände. Ein breites Spektrum also, das in diesem der Tanz-Fotografie gewidmeten Band im Text ausführlich beleuchtet wird und die Fotos mit anderen Augen betrachten lässt.
Die Textbeiträge stellen die Fotos in neues Licht, erhellen aber auch jene Zeit, als die „großen Gefühle“ (Vukovic) in teilweise überspanntem mimischen Ausdruck sowohl im Tanz als auch in der Fotografie gezeigt und festgehalten worden sind.
Die Arbeit an dem wertvollen Band war mühsam. Aus Tagebüchern, Rezensionen, historischen Interviews, Fotos und aktuellen Gesprächen mit Zeitzeuginnen und –zeugen und zahlreichen Beispielen aus dem Theatermuseum, der Albertina und einigen Privatsammlungen entstand in interdisziplinärer Zusammenarbeit eine neue und intensive Sicht auf die Verbindung von Tanz und Fotografie und das Leben und Treiben von Hedy Pfundmayr (1899–1965) und Tilly Losch (1903–1975).
Im Jahr 1927 entwickelten die beiden Ballerinen der Wiener Staatsoper Tänze, bei denen sie den Fokus auf die Hände legten. Bald konzentrierten sich auch Fotografinnen und Fotografen auf die ausdrucksvoll sprechenden Hände der beiden Tänzerinnen und ihrer KollegInnen. „Nach den Jahren des expressionistischen Gefühlsrausches“, schreibt Andrea Amort, „[…] war das zentrale künstlerische Motiv die Frage nach dem ‚richtigen’ Ausdruck und der entsprechenden Form. Sowohl Tilly Losch als auch Hedy Pfundmayr gaben der Kritik an dem damals auch in Wien als veraltet erlebten klassischen Ballett Gestalt.“ „Tanzpionierinnen“ meint Amort, waren die beiden Tänzerinnen jedoch nicht. „Sie prägten keinen Stil und hingen auch keinen künstlerischen Dogmen an“, doch verstanden sie es, „in ihrem ursprünglich gewählten Beruf als klassisch-akademisch ausgebildete Bühnentänzerinnen im Sog der Moderne auf für sie ungewohnte, neue Darstellungsformen zu reagieren.“
„Tanz der Hände. Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografie 1920–1935“, Beiträge zur Geschichte der Fotografie in Österreich, Band /. Herausgegeben von Monika Faber für das Photoinstitut Bonartes Wien und Walter Moser für die Fotosammlung der Albertina, 2014. Mit Beiträgen von Andrea Amort, Ines Rieder und Magdalena Vukovic. Broschiert, EUR 12,50
Im Photoinstitut Bonartes, 1010 Wien, Sailerstätte 22, ist die Fotoausstellung „Tanz der Hände“ noch bis 23. Mai zu sehen. Die Besichtigung ist jederzeit gegen Voranmeldung möglich: 01 2360293-40,
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