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nijinskyDer erste Auftritt des Tänzers Vaslav Nijinsky mit den Ballets Russes in Paris im Jahre 1909, gilt als die Geburtsstunde des Modernen Balletts. Mit seinen aufsehenerregenden Sprüngen, die so aussahen als bliebe er in der Luft stehen und seiner Ausdruckskraft bezauberte er das Publikum. Mit seinen Choreografien beschritt er völlig neue Wege, jenseits der damals geltenden Schönheitsideale und  provozierte damit Skandale.

Ein vielschichtiges Bild des Ausnahmekünstlers Nijinsky zeichnet die freie Journalistin, Übersetzerin und Autorin von Sachbüchern Petra van Cronenburg. Sie richtet sich nicht an ein reines Fachpublikum. Leicht lesbar und sehr erzählerisch nähert sie sich dem Mythos und der gleichsam außergewöhnlichen wie tragischen Lebensgeschichte Nijinskys. Die Biografie liest sich wie ein Roman, man könnte denken, es handle sich um eine Fiktion. Im ersten Teil: Nijinskys Leben, das zwischen den Extremen stattfindet. Außerhalb der Bühne ein unscheinbarer Mann, auf der Bühne jemand der sich in die Ballett-Geschichte einschrieb - als Tänzer wie auch als Choreograph. Zwischen den Texten finden sich viele Bilder des Tänzers.

Er ist Mitglied der ersten unabhängigen russischen Ballett-Truppe, die nur im Ausland auftritt, unter dem berühmten Impresario Sergej Diaghilew, einem Mann der Künste, der diese zu einem Gesamtkunstwerk zusammenführen will. Durch eine neue Formen- und Farbensprache, die sich vom romantischen Ballett löst, setzt er neue Maßstäbe. Diaghilew versammelt in seinem Kreis Talente der Avantgarde, er ist Nijinskys Förderer und Geliebter. Der Impresario strebt mutig nach Innovationen. Ebenso wie Nijinsky, sein berühmtester Tänzer. Er beschert ihm - als Tänzer und  Choreograph - große Triumphe, aber auch die größten Skandale. Eklats, auch aufgrund von damals unerhörten sexuellen Darstellungen. Der Figaro schreibt am 30. Mai 1912: „Wir sahen einen unschicklichen Faun, mit schändlichen erotischen Bewegungen von viehischer Rohheit und Gesten von schwerer Unzucht.“ Dem cleveren Geschäftsmann Diaghilev ist der ausgelöste Presserummel nur recht, er weiß, dass er das Interesse des Publikums steigern wird.

Am Höhepunkt seines Ruhms kommt es zum Zerwürfnis zwischen dem Impresario und Nijinsky wegen dessen plötzlicher Heirat mit Romola de Pulszky, eine junge Frau, die man heute eine „Groupie“ nennen würde. Diaghilew kündigt Nijinsky fristlos und damit wird die erste schwierige Phase Nijinskys eingeleitet.

Es folgt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und eine zermürbende Kriegsgefangenschaft in Ungarn aus der Diaghilew ihn 1916 mit seinen diplomatischen Beziehungen befreien kann. Nijinsky tanzt wieder für die Ballets Russes in den USA und Kanada. Aber zurück im kriegsgebeutelten Europa muss sich die Familie ein neutrales Land suchen – sie ziehen in die Schweiz, wo er intensiv zu zeichnen und zu malen beginnt. 1919 wird Nijinsky auf Veranlassung seiner Familie in die Psychiatrie zwangseingewiesen.

Im zweite Teil des Buches führt die Autorin Interviews mit zwei Fachleuten unterschiedlicher Richtung: einerseits über den Tänzer und andererseits über den bildenden Künstler wobei hier die Auswahl eher willkürlich erscheint. Wäre John Neumeier nicht der berufenere Choreograf gewesen, nennt dieser doch die größte Nijinsky-Sammlung sein Eigen?

Das erste Gespräch findet jedoch mit dem Ballettdirektor und Chefchoreografen der Oper in Halle, Ralf Rossa, statt, der 2010 mit „Nijinsky – Star des russischen Balletts“ eine Hommage an den berühmtesten Tänzer des 20. Jahrhunderts kreiert hatte. Rossa bewertet aus heutiger Sicht die Bedeutung des Tänzers und Choreographen: „Ballett sollte dem damaligen Schönheitsideal entsprechen und ein ‚schicker Tanz’ sein. Im ‚Nachmittag eines Fauns’, Nijinskys erster Choreografie, wird eigentlich gar nicht getanzt, das ist völlig anders.“

Zuletzt bringt die Autorin ein Gespräch mit dem Kurator des Stiftes Admont, der 2009 die berühmte Prinzhorn-Sammlung aus Heidelberg für eine Sonderausstellung nach Österreich holte. Der Kunsthistoriker Hans Prinzhorn sammelte etwa 5000 Werke von fast 450 sogenannten „Geisteskranken“ die zwischen 1880 bis 1933 angefertigt wurden. Unter anderem Werke aus dem Schweizer Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen, wo Nijinisky Patient war.

Petra van Cronenburg: „Faszination Nijinsky. Annäherung an einen Mythos“,  Edition Octopus im Verlagshaus Monsenstein & Vannerdat, Münster, 2011

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