Pin It

spamoperDer Spam-Dozent erklärt uns ein Phänomen, von dem alle, die irgendwann im weltweiten Netz hängen, betroffen sind: Die Spamflut. Unerwünscht doch unvermeidbar und gar nicht so lustig, wie es in der [Spam] Oper dargestellt wird. Nicht nur die Spammer auch die Spams selbst werden lebendig und erzählen aus ihrem weltbewegenden Leben.

Wenn die Sängerin Genoveva dos Santos mit weithallender Stimme für den seit zehn Jahren sterbenden schwerkranken Waisenknaben um Spenden wirbt, oder  als Verkäuferin echt gefälschter Uhren ihre Arie singt;  wenn Bartolo Musil als personifizierte Spammer mit schwarzer Augenbinde über die Bühne schleicht und erst recht, wenn die Spams selber tanzen und singen, dann bekommen diese unheimlichen Nachrichten aus dem Nirgendwo und ihre Versender/innen auf einmal ein Gesicht. Auch allerlei Wissenswertes und nicht Geahntes erfährt man vom Spam-Dozenten Musil. Etwa wieviel Abermilliarden Spams täglich durch das Netz sausen und welche Mengen an Strom dafür benötigt werden.

Mit „Gain ectra inches! Die [Spam] Oper“ zeigt die Operncompanie progetto semiserio  (Georg Steker / Andreas Leisner) ein amüsantes und leicht fassliches Singspiel über die alltägliche Belästigung. Die musikalische Begleitung (Saxophon: Lars Mlekusch, Akkordeon: Grzegorz Stopa, Kontrabass: Maximilian Ölz, Elektronik-Theremin: Tasos Pappas) stammt wie auch die Idee für das Musiktheater von Periklis Liakakis.

Die Texte sind zum Großteil original belassene Spam Mails, über die bekannten Themen. Doch gesungen, gesprochen und gerappt fügen sie sich zu wundersamen und komischen Geschichten die 75 Minuten bestens unterhalten.

Die aufwändig aus Schachteln und Kisten gestaltete Bühne (Daniela Juckel;  Lichtdesign: Kathrin Kölsch) fügt sich am Ende zu einer magisch beleuchteten Stadtsilhouette und man weiß genau: Spams sind überall und sie müssen nicht nur ärgern, sie können auch amüsieren.

„Gain extra inches! Die [SPAM] Oper“, Musiktheater von Periklis Liakakis, eine Produktion von progetto semiserio, 24. August 2010, Schauspielhaus.

Weitere Aufführungen: 26., 28., 31. August 2010.