Zwei Tänzerinnen, Martina Haager von homunculus und die Italienerin Paola Bianchi, zeigten Gefühle im Kosmos(Theater). „Uno“ nennt die Bianchi ihr Solo, über die Leiden des Individuums, das nicht in der Masse untergehen will. „Una“, das ist Ophelia, die das Morden überlebt hat.
Manfred Aichinger arbeitet mit seinem Ensemble an der Choreografie „Die opheliaMASCHINE“ (angelehnt an Heiner Müllers „Hamletmaschine“ , begleitet von der szenisch-musikalischen Bearbeitung durch Einstürzende Neubauten), die im Mai Premiere haben wird. Mit einem Solo der Protagonistin Martina Haager zeigte er ein erstes Konzentrat der abendfüllenden Produktion. Schon diese ersten 20 Minuten, ließen ahnen, was Aichinger vorschwebt, nämlich zu zeigen, wie sich die blutige Geschichte und die Gefühle der Betroffenen in den Körper einschreiben. Die Beine breit und aggressiv vorgestreckt, mit einem silbernen Schuppenpanzer vor der Brust, sitzt Ophelia in roten Polstern. Der Panzer wird abgelegt, schutzlos steht sie da, „Mutter, Witwe, Geliebte“ und ist voll Hass. Sie krümmt die Gliedmassen, verbiegt den Körper, als wollte sie in sich hineinkriechen, spannt den Leib, als wollte sie ihn zerreißen, rafft sich auf und rennt und rennt und rennt. Findet kein Ziel, keinen Ausweg, weiß nicht wohin sie sich wenden soll und fällt unvermittelt wieder zu Boden. Die Bewegungen der Tänzerin scheinen aus dem Innersten ihres Körpers zu kommen und erzählen mehr als die sparsam gesprochenen Worte. Die Neugier auf das gesamte Stück ist geweckt.
Paola Bianchi, die zum ersten Mal in Wien gastierte, befasste sich mit ihrem Unbehagen in der profanen Masse, in der sie nicht untergehen, an der sie aber doch teilhaben will. In winzigen Szenen probiert sie Rollen, Posen und Positionen aus, wechselt Perücken und Kostüm und findet keinen Ausweg aus dem Dilemma. Ihr Bewegungskatalog ist nicht gerade umfangreich, die Gefühlspalette nicht sonderlich bunt. Zudem hat Bianchi neben einer Begleitung durch kratzende Geräusche, auch zwei Frauenstimmen eingesetzt, die einen Auszug aus einem italienischen Roman (Giuseppe Genna „Italia de profundis“) in einer unaufhörlichen Flut von Wörtern und Sätzen hervorsprudeln. Konzentration auf die Tänzerin war schier unmöglich, der Versuch die englische Suada zu entschlüsseln verlangte die gesamte Aufmerksamkeit. Am Ende hisst Bianchi einen Schwarzen Vorhang wie ein Segel und verschwindet. Gegen die konzentrierten 20 Minuten der Martina Haager konnte die Performance, trotz doppelter Länge, nicht bestehen.
Uno:Una - Fragmentiert, Kosmos Wien, 25.03.2010
Premiere von „Die opheliaMASCHINE“ am 6.5. 2010, KosmosTheater