Auch in der zweiten Aufführungsserie von „La Sylphide“ in dieser Saison führt das Wiener Staatsballett das romantische Ballett zu Höhenflügen. Maria Yakovleva verbindet in ihrer Interpretation ätherische Schwerelosigkeit mit allzu irdischen Charaktereigenschaften und fügt der Rolle dadurch eine interessante Reibungsfläche hinzu.
Sie hat sich mittlerweile glänzend in die Rolle eingetanzt, die schnelle Fussarbeit meistert sie nun mit Leichtigkeit, die typische Haltung der romantischen Ballerina mit den leicht vorgebeugten Oberkörper sind ihr zur zweiten Natur geworden. Gleichzeitig zieht Maria Yakovleva als Sylphide alle Register weiblicher Verführungsstrategien, denen James hilflos ausgeliefert ist. Kirill Kourlaev irrlichtert als verliebter Tor auf der Suche nach seiner immer wieder entschwindenden Sylphide selbstvergessen durch den Wald und mutiert zur Fleisch gewordenen Schuld, als er erkennt, dass er durch seinen Drang, die Waldfee dingfest machen zu wollen, deren Tod provozierte. In seinen Solovariationen überzeugt er durch seine solide und saubere Technik.
Durch Yakovlevas Interpretation wird der Unterschied zu James’ Braut Effie pointierter als in anderen Besetzungen. Natalie Kusch (stellenweise schon in die Haltung der Sylphide gleitend, die sie am 29. Jänner tanzen wird) erobert als lebhaftes und liebenswertes Bauernmädchen schnell die Herzen des Publikums, während Yakovlevas Sylphide etwas Durchtriebenes anhaftet, das die Distanz zum Menschlichen noch zusätzlich verstärkt.
Untadeling die Performance des Ensembles. Davide Dato konnte im Pas de deux mit Kiyoka Hashimoto erneut sein Talent und seine technischen Qualitäten beweisen.
Ein großes Lob an das Orchester, das sich unter der Leitung von Peter Ernst Lassen vorbildlich mit Schneitzhoeffers Musik – die sicher kein Highlight klassischer Kompositionskunst ist – auseinandergesetzt hat.
„La Sylphide“ am 15. Jänner 2012 in der Wiener Staatsoper
Weitere Aufführungen mit alternativen Besetzungen am 23. und 29. Jänner